Neben seiner Teilnahme an der Kollaboration mit Anemone Tube und Jarl zum Jahreszeitenzyklus von Pieter Brueghel dem Älteren hat der ukrainische Ambientmusiker Andrzej Gladuszewski alias Monocube dieses Jahr gleich noch einen Nachfolger des vor drei Jahren erschienenen Debütalbums “The Rituals” herausgebracht. Atmosphärisch intensiver und kompositorisch ausgereifter wirkt das unter punktueller Unterstützung von Antti Litmanen (Arktau Eos) und Frederic Arbour (Visions) entstandene “Substratum” schon auf den ersten Eindruck, und doch knüpft das Werk stilistisch deutlich an seinen Vorgänger an, dessen Opener “Visiones” gleich in einem neuen Track fortgesetzt wird.
Modulare Synthies und an ausgesuchten Stellen einmontierte Klänge verschiedener Saiteninstrumente bilden das Fundament der acht dröhnenden Klangflächen, deren düster-harmonische Schwere zum passiven Träumen verführen kann und so ein Grund sein mag, die unterschwellige Dynamik dieser Musik erst nach und nach mitzubekommen. Doch auch nachdem man sich an die Stimmung der Musik akklimatisiert hat, bleibt diese in ihrem Wesen diffus.
Wer auf die Macht der Worte vertraut, kann durch die Tracktitel zumindest etwas Orientierung in den abstrakten Klanglandschaften bekommen. Von der Sehnsucht erzählen sie, die sich unter verhalltem Rauschen und plötzlich losbrechenden Noisebrocken etwas Schmerzhaftes offenbart und nach Veränderung schreit. Vom Element Luft und der Prima Materia, der aristotelischen Urmatierie, aus der alles Irdische hervorgegangen ist, künden sie, und lassen so einen kosmogonischen Hintergrund erahnen. Noch erhabener wirken so die Echos von angedeuteten Choralgesängen, ebenso die melodischen Synthietupfer, die irgendwann in akustische Klagelaute übergehen und an Orpheus in der Unterwelt denken lassen. Am Ende steht mit dem Limen die Schwelle, die die Grenze zum Zustand der Vollendung markiert.
Letztlich drehen sich all diese Dinge um ein Schöpferisches, um eine Welt, die im Entstehen begriffen ist und die Musik, dem Titel entsprechend, zum Substrat macht. Die oft langsame und subtile Veränderlichkeit von Klangfarben, Harmonien und dezenten Rhythmen schärfen die Wahrnehmung und lassen die Abfolge von beunruhigendem Vibrieren, entspanntem kosmischen Bimmeln, fast schrillen bläserartigen Sounds und all den anderen Gegensätzen, ohne die laut William Blake kein Vorwärtsdrang möglich ist, noch deutlicher auf dem dunklen Nährboden aufscheinen. (U.S.)
Label: Cyclic Law / Malignant Records