THE GREAT PARK: A Day

Lesern unserer Seite muss man nicht beschreiben, wie die Musik von The Great Park grundsätzlich klingt, und bis auf ein paar etwas üppiger instrumentierte Ausnahmen enthalten die einzelnen Alben subtile und wahrscheinlich spontan entstandene Variationen seines auf Gitarre un eines poetischen Gesangs basierenden Stils, der immer eine Idee zu bitter und exzentrisch ist, um wie Wodka die Kehle runter zu gehen.

Sein neuer Longplayer ist an nur einem Tag in diesem Frühling im süddeutschen Baach entstanden und heist wahrscheinlich deshalb “A Day”. Die acht Songs jedoch entwerfen romanhafte Geschichten, die wie kleine Epen über den besonderen Moment hinausgehen.

Es sind Geschichten über die Sisyphosarbeit des zwischenmenschlichen Zusammenlebens, über unverblümte Geständnisse und die Zuversicht, dass das Licht am Ende des Tunnels den Weg zum nächsten Tunnel weist – vorgetragen mit heiserer Stimme und einem Fingerpicking, das in seiner Einfachheit unter die Haut geht. Geschichten, die oft vom Unterwegssein und von einem Ort, den man Zuhause nennen könnte, handeln, von Nähe und Ferne, immer schwankend zwischen abgeklärter Ambiguität und einer fragilen Güte, die die Stimmung der Songs wie eine dünne Nebelschicht umgibt. Wären die Geschichten in den Songs Filme, dann würden die Interpreten wahrscheinlich psychoanalytisch zuwerke gehen und allerhand kluge Sachen über die Bindung, das Begehren und die Angst zu Papier bringen, und vielleicht würde jemand sagen, dass Stephen Burch, der Mann hinter The Great Park, bisweilen wie ein Getriebener wirkt, der eine Schuld abzuleisten hat, die sich – welche Ironie – in wunderschönen dunklen Folksongs sublimiert, die weit über die schmalzige Lockerheit der Indiestars und den Stock im Arsch der Neofolker hinausgeht und doch von all dem das Beste ganz selbstverständlich vereint.

Mit leichten Veränderungen im Gitarrenspiel wechseln sich aufgewühlte und friedvolle Stimmungsnuancen ab, und insgesamt verleiht die etwas rauere Stimmarbeit den Songs eine große Eindringlichkeit, mein Favorit ist “Now We Know How We Won’t”, bei dem selbstreflexive Verse zu bedächtigen Akkorden silbenweise herausgestoßen werden, während zwitschernde Vögel und ein Holzhackerbeil das alles mit besinnlicher Nonchalance kommentieren. (U.S.)

Label: Woodland Recordings