Als Sky Burial vor gut einem Jahrzehnt auf der Bildfläche erschien, wurde das Projekt von vielen als Ableger von Fire in the Head angesehen, mit dem der rastlose Michael Page seine Power Noise-Routine eine ambientere, spirituellere und experimentierfreudigere Seite anbeizustellen gedachte. Sechzehn Releases und einige Kollaborationen später ist das nach einer in vielen asiatischen Kulturen gängigen Bestattungsart benannte Projekt aus dem Post Industrial kaum mehr wegzudenken. Verschläft man zwei Jahre, kann man zumindest sicher sein, dass Sky Burial (und Rapoon) noch da sind.
Das neue Album mit dem Untertitel “Further Acts of Severance” ist bis auf den finalen halbstündigen Track eine Abkehr von den ausladenden Kompositionen der letzten Jahre, zugleich wird auf dem kurzen Raum der nur numerierten Stücke einiges an komplexer Durchkomponiertheit geboten. Wenn zu Beginn wohlklingende Hochtöner und anheimelnde Glocken über dunkles Gepolter hinweggleiten, dann offenbart dies schon zwei Grundkomponenten des Ambientsounds, der Spuren rumpelnden Industrials nie ganz verdrängt, aber ebenso sehr – durch flötenartiges Pfeifen, Vogelzwitschern und entspannte Rhythmen – eine Ethno-Schlagseite offenbart. An einigen Stellen wird die Perkussion von schweren Dröhnwellen überrollt und absorbiert, und oft kommt gerade dabei noch mehr Tempo in die Musik.
Kreisende organische Drones, geschmückt mit Glöckchen und von knallenden Peitschenhieben vorangetrieben, wiederstehen einer lavaartigen Schuttlawine, wehren sich gegen den gewichtigen lärm mit schnatternden Zeitraffersounds, die auf einen Nurse With Wound-Track gepasst hätten. Flüsternde Stimmen verstecken sich zwischen krakelenden Vögeln, schrillen Pianotupfern und knarzenden Stakkato-Beats, und mit der zeit wird klar, dass Sky Burial ebensolche Alpträume hervorrufen kann wie Fire in the Head. (A.Kaudaht)
Label: Opa Loka