Man kann, wenn man um starke Worte nicht verlegen ist, die hallastig dröhnende Wucht, die sich in den ersten Minuten von “Frozen Dust” ihren Weg durch raues, verrauschtes Knistern bahnt, als infernalisch bezeichnen. Immer mehr steigert sich der orchestral anmutende Klangkörper in Fülle und Intensität, und wenn das eröffnende “Coin Trap” nach zwei Dritteln einen eruptiven Höhepunkt umgeht und stattdessen in die introvertierte, tastende Statik rumpelnder Sounddetails kippt, wird klar, dass der japanische Soundartist Teruyuki Kurihara gerne mit Erwartungshaltungen spielt.
Kurihara führt seit einigen Jahren eine Doppelexistenz zwischen visueller und musikalischer Arbeit, spielte in einigen lokal beachteten japanischen Bands, gründete ein Soloprokelt namens Cherry und etablierte eine Laufbahn als Illustrator, u.a. für Releases des Holic Trax-Labels. Nicht auszuschließen, dass sein sicheres Händchen für Sounddesign und sein Geschick, mit relativ wenigen Mitteln sublime Resultate zu erzeugen, auf seine langanhaltende Schulung verschiedener Sinneskanäle zurückgehen.
“Frozen Dust” ist ganz von der erhabenen, aber auch der gefahrvollen Seite von Naturgewalten inspiriert, und in den Liner Notes ist von fiktiven Figuren aus Seefahrergeschichten zu lesen, die die Polargebiete bereist haben. Historische Figuren wie Sven Hedin, aber auch fiktionale Charaktere wie Arthur Gordon Pym oder Charles Dexter Ward kommen einem unweigerlich in den Sinn. Die fast beängstigende Erhabenheit des Opening Tracks kehrt natürlich leitmotivisch wieder: in “Blurry Wind” und “Foggy”, die direkt daran anzuknüpfen scheinen, deren ambiente Schwebedröhnung jedoch mit weniger Wucht und wehmütigeren Melodieansätzen durchs Meer braust und ganz gut zu den Tracktiteln passt. Ebenso im Titelstück, das weniger hypnotisch einlullend daherkommt, vielleicht weil die ornamentalen Schlenker der Melodie eine neue Schrägkeit ins Bild bringen.
“Frozen Dust” hat aber auch Momente einer ganz eigentümlichen Verspieltheit. Zum beschwingten “D-W”, zum kühl aufgeräumten “Glide”, aber auch zum mit richtungslosem Kratzen und Bimmeln startenden “Down”, das die minimalistisch-technoide Seite der Platte wie kein anderes Stück repräsentiert, kann getanzt werden, vorausgesetzt man mag es halsbrecherisch und benötigt keine allzu deutlichen Wendungen. Dennoch liegt die größere Stärke in den dronigen Kompositionen, von denen “Lost”, das verhallteste und zugleich aufgewühlteste Stück, das mit seinem lodernden Prasseln und seinen stoischen Taktschlägen einen Höhepunkt darstellt. Wer der Magie der darin versteckten Hypnotik erliegt, wird auch die Monotonie mancher Momente nicht als Länge empfinden.
Label: Mille Plateaux