LOFT PARTY: Dust

Hinter dem chicen Namen Loft Party bzw. dem Tape-Label Loft Editions steckt der in Berlin lebende Manuel Klotz, der – ob durch einen als Meisterschüler der bildenden Kunst erworbenen Sinn für Kombinatorik, durch so etwas wie Talent oder durch kreative Routine – ein beachtliches Händchen für Klanggestaltung und für Sequenzenfolgen hat, bei denen kein Einschlafrisiko seitens der Hörerschaft besteht. Ein bei den im weitesten Sinne noisigen Künsten keineswegs selbstverständlichen Phänomen.

Sein Tape “Dust” hat mittlerweile eine Wegstrecke von fast zwei Jahren hinter sich, die Vorstellung des 45-Minüters lohnt aber immer noch, zum einen, weil die verdiente Aufmerksamkeit noch aussteht, zum anderen weil es m.E. der optimale Einstieg in den abgründig-humorigen Lärm der Loft Party ist.

Aller Vielschichtigkeit zum Trotz, die sich schon in der kreisenden, indstriellen Szenerie des lakonischen “Kickdown nach Wien” zeigt, steht “Dust” für die weniger geschliffene Seite des Projektes (Wenn Hyperdub ein räudiges Sublabel hätten, würde ein weiteres Tape wie “II: Cluster” z.B. dahin passen). Der Titeltrack bspw., der knapp sechs Minuten vor sich hinhämmert, dröhnt und fräst und immer mal so tut, als gönne er einem die verweigerte Ruhephase, ist soghafter Harshnoise pur und gerät doch nie in die Falle der allzu bequemen Geradlinigkeit. “Heilige! Muzak” klingelt und scheppert rituell, bevor auch dies unter einer kratzenden und rauschenden Schuttlawine verschwindet und weggespült wird – und dabei dramatischer anmutet als beinahe alles, was der Mann mit der kalkweißen Maske, an den beim Titel sicher einige denken müssen, bisher so an experimentelleren Versuchen gewagt hat.

Jeder Effekt, jeder subtile und unsubtile Bruch, jeder Tempowechsel, jedes halbversteckte Detail wirk wie genau an seinem Platz, was bei einer spontanen und kaum nachbearbeiteten Musik durchaus erwähnenswert ist, auch dass wechselhafte Klangnarrative wie “Sublime Din” die Vorstellung des Primitiven, Bruitistischen durchaus überdenken lassen. Dafür, dass solche Kategorien auch hier immer noch relevant sind, steht das viertelstündige “Rummelpottlaufen”, das mit düsteren Vokaleffekten beginnt und mit langem, monotonem Gebrattel vielleicht den Höhepunkt der Kassette markiert.

Ob von den zwanzig Tapes noch eines erhältlich ist, bezweifle ich, da eines mit der Zahl 20 vor mir im Tapedeck rotiert. Selbsredend lohnen sich auch die immateriellen Formate. (U.S.)

Label: Loft Editions