Wenn die Musik Desertas zunächst ungreifbar erscheint, dann liegt das sicher an einer wie hypnotisierten, traumwandlerischen Aura, die sich durch alle Songs des Debütalbums “Black Aura My Sun” zieht. Zugleich mag das aber auch von dem nebelverhangenen Imrpessionismus her rühren, der die verwaschenen Gitarrenakkorde und die wavigen Synthiebeats umhüllt und an die Grenze zur Auflösung bringt. Zusammen mit dem androgynen Gesang Matthew Dotys, der meist demonstrativ nach hinten gemischt wurde, lässt all dies eine Musik zwischen verträumtem Gitarrenwave und schlaftrunkenem Shoegazersound entstehen, der an die besten 4AD-Tage erinnert.
Doty veröffentlicht seit rund zwanzig Jahren Musik, die vom ambienten Rock von Saxon Shore bis zum etwas kräftigeren Synthiewave der Midnight Faces reicht – Projekte, die er mit wechselnden Kollegen betrieb und theoretisch weiter betreiben wird, was zunächst wohl auch für Deserta geplant war. Dass Doty in den Anfangstagen des Projektes Vater wurde und die neue Erfahrung seine Reflexionen bestimmte, hat sicher dazu geführt, das erste Album im Alleingang einzuspielen.
Glühende, ambiente Synthies, von stetigen Gezeiten herausgestoßen über ein Fundament aus schleppenden Takten, leiten den verrauschten Opener “Safe Me” ein, dessen melancholisch eingefärbte Sanftheit wie fast alle Stücke des Albums zum Runterfahren einlädt. Das auf den ersten Blick unpassend betitelte “Paradiso” entwirft mit dem Rhythmus rasselnder Handtrommeln nach Art von “All Tomorrow’s Parties” und wabernder Dröhnung ein verschwommenes Paradies der trüben Tage. Sanft umschmeichelnder Gesang in berührender Melodie konterkariert das erhöhte Tempo in “Monica”, dessen Leadgitarre sehr in die klassische Wave-Richtung geht. Vermutlich werden auch hier viele den etwas inflationär verwendeten Begriff Post-Punk gebrauchen, der in einem aktuellen Meme nicht ganz unzutreffend als “Just Gothy Brit Pop” bezeichnet wurde – man darf in der Tat gespannt sein, wie lange das Wort noch distinguiert klingen wird und als pauschales Ettiket für jede schwarzgestylte Retroplatte herhalten muss.
Mal schleppend und von nostalgischen Synthies unterlegt (“Hide”), mal straight nach Four to the Floor-Art (“Be so Sure”) und stets mit verwaschenen Konturen enthält “Black Aura my Sun” eine Musik, die im halbdunklen Übergangsland zwischen Schlaf und Wachzustand angesiedelt ist – einer Späre, in der Geist und Psyche überraschend aufnahmefähig und prägsam sind. Und so ist auch dieses Debüt vor allem ein Werk der versteckten, feinsinnigen Nuancen, das bei all denen, die sich ganz auf die eigenwillige Schwermut einzulassen bereit sind, noch lange nachwirken sollte.
Label: Felte Records