Wer bei dem Namen My Dear Killer barock angehauchte Klaviermusik oder spannungsgeladenen Artrock mit klagenden Jazzbläsern erwartet, der hat wahrscheinlich Tonino Valeriis Giallo Mio Caro Assassino gesehen und erinnert sich noch gut an den Soundtrack von Ennio Morricone. Sicher hat die abgründige Geschichte, erzählt in ebenso aufwühlenden wie überstylten Bildern, den Sänger und Gitarristen Stefano Santabarbara in verschiedener Art inspiriert, doch seine Musik als My Dear Killer geht in eine andere Richtung.
Seit den ersten Veröffentlichungen im nun vorletzten Jahrzehnt hatte die Musik My Dear Killers einen Schwerpunkt in einem melancholisch eingefärbten Songwriting, das mal seine folkige, mal seine dunkel experimentelle Seite zur Geltung kommen lässt, und auch der neue Longplayer “Collectable Items” geht diesen Weg weiter. Pastorales Gitarrenspiel im Fingerstyle von Robbie Basho oder John Fahey zeichnet seine kontinuierlichen Ornamente in eine Landschaft aus dröhnenden Plateaus, brodelnden Sümpfen und rumpelnden Unebenheiten, in denen nur selten so etwas wie ambiente Beschaulichkeit aufkommt. Während das hintergündige Rumoren die sanften Pickings immer mal zu überrollen droht, bildet der Gesang, der manchmal wie aus einer alten Eyeless in Gaza-Platte gefallen anmutet, oft den Kitt zwischen der besinnlichen und der bedrohlichen Seite der Musik.
Exzentrisch und exaltiert wickelt sich die Stimme in “Lessons in Hate” in wollige Gitarrenfäden, hetzt in “The Train I Have Lost” wie ein Getriebener durch unwegsames Gelände voller Celloriffs, bricht in “In The Mirror”, paralysiert zwischen schmerzhafter Erinnerung und zwiespältiger Hoffnung. Wären die Texte Personen, dann wäre Ambivalenz wahrscheinlich ihr zweiter Vorname.
Die bisweilen tröstliche Monotonie von Orgeln und Gitarren lassen das Fragile des Gesangs umso deutlicher hervorscheinen. Hinter einer vordergründigen Klarheit merkt man bei Songs wie “Wish of Winter” oder “On The Track” aber mit der Zeit sehr deutlich, dass sie alle Kraft aufwenden, um die Tränen im Zaum zu halten.Dieser unterschwellige – und letztlich unentschiedene – Kampf um Fassung ist ein wesentlicher Teil der Handschrift My Dear Killers und gibt seiner Musik eine ganz eigenwillige Tragik. (U.S.)
Label: Boring Machines