TRAPPIST AFTERLAND / GREY MALKIN: The Trappist and the Hare

Irgendwann musste es zu dieser Zusammenarbeit kommen: Der Schotte Grey Malkin und der im australischen Melbourne lebende Adam Cole sind seit langem befreundet und leidenschaftliche Schöpfer dunkler, folkiger Anderswelten, und doch könnten ihre Herangehensweisen, ihre Themenwahl und ihre musikalischen Handschriften kaum unterschiedlicher sein.

Cole und seine Mitstreiter bei Trappist Afterland spielen auf klassischen Instrumenten ganz unterschiedlicher Musikregionen den derzeit vielleicht besten Psych Folk, der nicht nur aufgrund seiner christlich-esoterischen Texte, sondern auch aufgrund der filigranen Bannkraft auch cie Fans von Current 93 oder Stone Breath begeistert. Grey Malkin dagegen, dessen Name aus Macbeth bekannt ist und über dessen Person so geheimnisumwittert wie Thomas Pyncheon und die Residents ist, ist so etwas wie der dunkle Barde des englischen Folk Horror, dessen unheimliche cinematische Scores auf einem elektronischen Fundament stehen. Wie bei seinem früheren Projekt The Hare and the Moon ist sein Dark Folk auch heute noch überraschend gitarrenfrei.

Auf der vorliegenden Kollaboration feiern beide Acts ihre gegenseitige Wertschätzung, und in einigen Songs verschmilzen ihre jeweiligen Stilelemente zu einer stimmigen Einheit. Im eröffnenden “A Gilded Gleam” huschen eisige Saitengriffe wie galoppierende Schritte durch die glatte Fläche einer ambrierten Ambient-Landschaft, bis filmische Streicher das opulente “Insects in Amber” eröffene, ein Echo aus Trappists bislang jüngstem Album, bei dem aber selbst die Stimmen der beiden (Coles fragil und virtuos, Malkins introvertiert und rustikal) einen Zopf bilden.

Im Laufe des Albums offenbart diese Synthese ein großes Potenzial. “An Error this Time”, das mit einer “Greensleeves” wiedergebenden Spieluhr beginnt, mag formal noch mehr zu Trappist Afterland neigen, doch der ambiente Chrakter, der eher an Malkin erinnert, wirkt keineswegs aufgeklebt, eine noch größere Synthese erfahren beider Handschriften in den aufeinander bezogenen Tracks “Full Snow Moon” un “Full Crow Moon (Scarecrow Song)”. Gerade in ersteres mit seiner hexig-beschwörenden Aura und seiner deutliche Spannung, ist viel Malkinsches Heidentum geflossen, und die wie vor Angst zitternde Stimme Coles setzt all dem die Krone auf. Deutlicher nach the Hare and the Moon klingen das ebenfalls mit Hexenthemen spielende “Cailleach” und das rituelle “Corn Mother”: Hier wirkt Coles Stimme weitaus weniger fragil, wenn er zu donnernden Pauken und drähnenden Streichern den Kreislauf von Werden und Vergehen des Korns beschwört. Andere Stücke wiederum würden auf einem reinen Trappist Afterland-Platte nur bei genauerem Hinhören auffallen, und “Farewell Sundog” ist ja tatsächlich eine etwas nachdenklischer wirkende Version eines großartigen Songs vom letzten Album. “Amber Dwellers I” (dessen reprise das Album abschließt) ist ein weiterer Höhepunkt des Albums, der ganz die entrückte Atmosphäre heraufbeschwört, die untrennbar mit Trappist verbunden ist und hier mit einer Schicht Ambient verschmilzt.

Bei mehrmaligem Hören fällt immer mehr auf, dass Trappist Afterland und Grey Malkin hier etwas besonderes gelingt, nämlich die fast perfekte Gradwanderung zwischen Verschmelzung und Beibehaltung ihrer individuellen Signaturen. Ob sie diese dünne Linie bewusst gesucht haben ist ebenso schwer einzuschätzen wie die Frage, ob die diese Balance auf eventuell weiteren Zusammenarbeiten halten würden. Ganz unabhängig von diesr Frage sollte man beide Acts alle paar Jahre imemr mal für eine Zeitlang zusammen einsperren – auf einer kleinen Insel mit heimeligem Ambiente und einem soliden Studio. Die Fans wären garantiert begeistert. (U.S.)

Label: Reverb Worship