Die drei Stücke, die auf der vorliegenden EP unter dem Titel “Prelude to the Triumpant Man” eingespielt wurden, wirken tatsächlich wie ein Vorspiel, ein erstes Zusammenbrauen von etwas Wuchtigem, das sich im dritten und letzten Teil Bahn bricht und dessen endgültige Gestalt doch eine Leerstelle bleiben muss. Fraglos liegt darin ein zentrales Faszinosum des knapp zwanzigminütigen Minialbums.
Um das Pferd bzw. den Drachen nicht vollends von hinten aufzuzäumen zunächst der Reihe nach: Two or the Dragon sind ein 2014 gegründetes Duo aus dem Großraum Beirut, deren Kunstfertigkeit im Umgang mit diversen Handdrums und der Buzuq genannten Langhalslaute tief in der traditionellen Musik ihrer Region verwurzelt ist. Die allgegenwärtige Verfremdung mit diversen elektronischen Effekten und der oftmals aggressive Drive ihrer Darbietungen offenbart aber ein ebenso großes Interesse an experimentellen Herangehensweisen und eventuell ein Faible für an allerhand Noise, Industrial und linkshändiger Elektronik. In diversen Statements haben Abed Kobeissy und Ali Hout bereits die Geräusche ihrer städtischen Umgebung, den Mix aus Motoren und anderen Maschinen und natürlich das allgegenwärtige Hupen als Vorbild für ihre Musik angegeben und diese somit in einen quasi politischen Zusammenhang mit der Stadtentwicklung nach dem libanesischen Bürgerkrieg in all ihrer Ambiguität gesetzt. Dies könnte auch auf “Prelude to the Triumpant Man” zutreffen, dessen Titel die Frage nach blanker Ironie aufwirft, dessen Texte aber Kenntnisse im Arabischen voraussetzen.
Im ersten Teil stimmt eine schräge, aber überschaubare Kakophonie aus verzerrten Buzuq-Saiten und diverses hintergündiges Summen, Rauschen und Klappern auf eine urbane Tour de Force ein, die durch bizarre Melodieansätze weniger durchbrochen wird, als dass ihre lärmenden Saiten dadurch noch unterfüttert werden. Levantinisches ist hier allgegenwärtig, aber in einer Form, die das Herz eines jeden romantisch gestimmten Orientalisten stocken ließe.
Im zweiten Teil laden hektische funky Takte zum kratzigen (Veits-)Tanz, das Scheppern der Perkussion applaudiert dem Wolf, den sich der hypnotisierte Hüpfer hier tanzt. Für Sitzenbleiber eröffnen sich mit der Zeit faszinierende Muster in den immer heftigeren Trommelwirbeln und dem scheinbar nie endenen Gekratze, währen die Tänzer schon im Delirium torkeln. Doch all das ist nichts gegen den dritten Teil, der mit hallastigen Schlägen, snarigen Wirbeln und Alarmsirenen einen monumentalen Kampfschauplatz eröffnet. Hektische Proklamation wie aus einer im Radio übertragenen Rally stellt eine dubiose Macht bloß oder zumindest zur Schau und lässt für Momente den Schluss aufblitzen, dass gefühlt neunzig Prozent dessen, was sich Martial Industrial schimpft nichts als eine unsexy Fußnote zu diesen rund sechs Minuten Two or the Dragon ist.
Die EP hat bereits drei Jahre auf dem Buckel, und in der Zwischenzeit gab es nur ein paar Live-Tracks auf Soundcloud als weitere Lebenszeichen. Man sollte also die Antennen auf Empfang stellen um das Album, das hoffentlich bald kommen wird, nicht zu verpassen.
Label: Nawa Recordings