THE OLD DREAM OF SYMMETRY: Mission Creep

The Old Dream Of Symmetry sind das Gegenteil einer plakativen Band, vielmehr haftet dem deutsch-neuseeländischen Duo und auch seinem neuen Tape “Mission Creep” eine Aura des Doppelbödigen an. Angefangen beim Projektnamen, der auf einen Text der feminsitischen Theoretikerin Luce Irigaray und indirekt auf Freud anspielt, über den der militärischen Symbolik entlehnten Titel bis hin zur Musik, die unter ihrem angenehmen Wabern und Fließen zahlreiche Brüche und Wendungen versteckt und alle bequemen Klassifizierungen verweigert. All diese Dinge können etwas besonderes bedeuten, doch sie können auch falsche Fährten sein, geschuldet der unbekümmerten Lust am Spiel mit Details.

Was immer Will Gresson und Felix-Florian Tödtloff hier für eine Geschichte erzählen, das geschriebene Wort scheint das Medium der Stunde zu sein, denn alles beginnt mit dem Sound raschelnden Papiers und dem Tippen auf einer alten Schreibmaschine. Ob der damit angedeutete Vorgang seine Spuren hinterlässt und so weiter die Richtung weist, kann man allenfalls ahnen, denn auf der Ebene des Hörbaren wird dieses Hantieren von einem poppigen Gitarrensound geschluckt. Matruschkaartig schält sich eine nette Melodie aus dessen Repetition, später eine raue Reibefläche, und doch bleibt die Richtung, in die die Reise geht, vage, man wartet vielleicht auf Brüche, auf ein klares musikalisches Thema oder zumindest auf weitere Wandlungen.

Die folgen dann im zweiten, der Insel Kos gewidmeten Track, wo eine sonnengebadete Ambientfläche die Basis für überwiegend entspannte Sounds bildet – ein genügsames Tableau mit folkigen, irgendwie leicht asiatisch anmutenden Klängen, dem auch ein hintergründiges metallenes Rattern nichts anhaben kann. Etwas derartiges schafft erst das noisige Gitarrenbrett, das im romantischen Setting von “Three Moments of Inertia” mit Vögeln und einer anheimelnden Pianospur Alarm schlägt. Viele hätten aus dieser verzerrten Feedbacklawine (inklusive Saxophon von Gastmusikerin Lena Kilkka) etwas weitaus Eindimensionaleres gemacht, doch hier zollt man dem Reiz des Primitiven nur im angemessenen Rahmen Tribut. Im kompakten “Cure Your Eastern Blues” wird selbigem mit verbummeltem Americana-Fingerstyle begegnet, die (vielleicht zufällige?) Nähe zu John Fahey fiel schon anderen auf.

Der verträumt-bedrogte Gitarrenambient in “Pacifica” sorgt für einen entspannten Ausklang, der das Ganze vielleicht nicht ins Kosmische, aber dem Titel gemäß immerhin ins Ozeanische entrückt. Dass all die Fragen – was hat man da gerade gehört? Welche Deja-Vus hatte ich da gerade? – unbeantwortet bleiben, ist nur ein Grund, das Tape gleich nochmal zu hören. (U.S.)

Label: Without Appeal