Was macht die gefühlvollen und filigranen Songs von Trappist Afterland, bei denen man die Handschrift Adam Coles so deutlich wahrnehmen kann, eigentlich kompatibel mit den dunklen, bisweilen geradezu monumentalen Soundtracks von Grey Malkin, der vor rund zwanzig Jahren als The Hare And The Moon erstmals von sich hören machte, dabei aber als Person immer hinter der Persona der Musik verborgen blieb? Wie schaffen die beiden es, Fragen der persönlichen spirituellen Suche im Medium Song und die Faszination für Folk Horror und filmische Szenarien aus den glorreichen Tagen der Hammer Studios unter einen Hut zu bringen, ohne dass ein Konzept wie Kraut und Rüben daraus entsteht? Dass beide eine folkige Seite haben, sagt alleine nichts aus, denn die ist bei beiden sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Wir werden und können das hier nicht beantworten, und wichtiger als die Frage nach dem Warum ist sowieso die Neuigkeit, dass Cole und Malkin nach ihrem Debüt und einer 7″ nun ein zweites Album fertig gestellt haben, bei dem die beiden – so viel vorweg – eine noch stärkere, fast bandartige Synthese erreicht haben.
Das schlicht “II” betitelte neue Album beginnt mit einem grandiosen Vorspann, der einen mit orchestralen Synthies, Flöten und Dudelsack in ein von Geistern bevölkertes Hochland entführt. Auch die Geister all derer, die noch kommen werden, sind bereits Teil dieser Welt, wie … in einem kurzen, ungekünstelten Vortrag kundtut. Wer sich dieses spukhafte Land öde und leer vorstellt, ist nicht bis zum folgenden “Pollen Choir” vorgedrungen: In weniger als drei Minuten zaubern Cole und Malkin den – hands down, wie es in der englischsprachigen Welt heißt – größten Ohrwurm ihrer beider Karrieren aus dem Hut, und was hier mit leidenschaftlichem Gesang, feierlichen Gitarren Glockenspiel und einem barocken Cembalo an wehmütig eingefärbter Inbrunst geboten wird, ist unterkühlteren Gemütern wahrscheinlich schon zu viel.
Gekonnt sind die oft sehr frei und lebendig anmutenden akustischen Elemente in Malkins glasigen Ambientsirup getaucht, doch es ist eine freundliche Einhegung, die nich lähmt, was sie umfasst, sondern allen Details ihre Ungezwungenheit lässt. Beim ungeschliffenen Fabric of Being”, das mit seinem schwungvollen Geschrammel fast ein lupenreines Teappuststück ist, fungiert die einhegende Elektronik als Verdunkler, gibt dem Stück zusätzliche Emphase.
In abstrakteren Momenten offenbaren die eher soundorientierten Details mehr von ihrem vielfältigen, teilweise trotz der Dunkelheit verspielten Charakter. Der rhythmische Klang einer Säge, die sich in “Champion red earth” an Holz abarbeitet, hypnotisiert den Hörer, und wenn man nicht aufpasst, entgehen einem glatt die anrührenden Melodie, die aus dem Zusammenspiel zweier Gitarren und eines Mellotrons entsteht. “On the Cross” ist ein fast rauschhaft-entrücktes längeres Stück, erst nach und nach fällt auf, dass sich unter seiner Oberfläche Dramatisches zusammenbraut. “The Seed Hatched a Sparrow” mit dem besinnlichen Gesang Gayle Brogans (bekannt von ihrem Projekt Pefkin und dem u.a. mit Malkin betriebenen Band Meadowsilver) bereitet einen dann auf einen ambienten Ausklang vor.
Den meint man im abschließenden “A Dream of Kyle Rhea” auch zu bekommen, doch wenn opulente Pauken und die vom Intro bekannten Flöten und Dudelsäcke zum Gegenzoom ausholen, klingt das eher nach einem Cliffhanger als nach einem harmonischen Abschluss. Ich hoffe, dass das ein gutes Omen ist, und man die beiden noch oft zusammen hören wird. (U.S.)