JAC BERROCAL / DAVID FENECH / VINCENT EPPLAY: Exterior Lux

Für die Fans ist das aus dem Trompeter Jac Berrocal und den beiden Soundmännern David Fenech und Vincent Epplay bestehende Trio ohnehin ein “Match Made in Heaven”, und anscheinend sehen das die Musiker ganz ähnlich, denn nach “Antigravity” und “Ice Exposure” steht mit “Exterior Lux” nun der dritte gemeinsame Longplayer in den Regalen.

Wieder erkennt man den Stil des Trios, die leicht gedubbte, cool-verspielte Mixtur aus straightem Punk’n'Wave und angejazzter Improvisationsmusik schnell, auch wenn die erneut von Studiolegende Noel Summerville gemasterten Tracks diesmal noch ein gutes Stück eingängiger vor sich hingrooven. Auch wenn das Verhältnis aus eingängigem Popcharakter und verqueren Details kein Versteckspiel ist, machen die doppelten Böden der kompakten Stücke doch Spaß. Meist sind sie durch straighte Rhythmen in einen klaren Rahmen gepackt, der Platz lässt für manch wilde Entgrenzungen.

Im Opener “Going Nowhere” ist dies v.a. die leicht elektrifizierte Verzerrtheit ins Surreale, die dem bouncing Takt und der schallgedämpften Trompete einen verqueren Subtext verpasst, nicht unähnlich dem verdrehten Lounge-Vibe auf Nurse With Wounds “Huffin’ Rag Blues”. Im Titelsong, der von pochenden Beats und orientalisch anmutenden Bläserparts in Bewegung gehalten wird, sind es verhunzte Stimmen und untergründiges Rumpeln in allen erdenklichen Klangfarben, und wenn irgendwann eher plötzlich die Trompete mit hellen Klecksen in die Szenerie grätscht, wird klar, dass der Song voller Fragezeichen steckt. In anderen Tracks kollidiert murmelnder, unheilverheisender Sprechgesang mit der smoothen Trompete oder kratzige Gitarren mit entrückten Synthies.

Entgegen der verbreiteten Gewohnheit wurden die besten Stücke nicht gleich an den Anfang gepackt, und so finden sich ab der Mitte des Albums einige Perlen. Die können noch recht dezent rüberkommen wie der spannungsgeladenene Ambienttrack “Officer”, bei dem die Trompete bezeichnenderweise wie eine Polizeisirene klingt, oder wie “Vetiver”, dessen Falsettgesang und postpunkige Loops so trocken und spröde sind wie das grausig riechende Harz, das dem Song den Namen gab.

Sie können aber auch zu echten Krachern geraten. Die ethnolastigen Handdrums in “Chiroptera” beginnen recht lässig und steigern sich zu einem polyrhythmischen Kraftakt. Das eigentliche Highlight ist allerdings “Fuis Le Feu”, das wie eine schweißtreibende Hommage an die Cramps und Link Wray klingt, bei der sich Meister Berrocal in einen flüsternden und krächzenden Legendary Stardust Cowboy verwandelt. “Exterior Lux” ist auch eine launige Feier der wildesten Stilzitate.

Wenn Berrocal im abschließenden “Je Me Suis Endormi” mit ruhiger Stimme eindringliche Worte spricht für die, deren Französisch die Feinheiten erfassen kann, ist das ein durchaus freundlicher, aber auch nicht zu gefälliger Ausklang, den ich gerne als weiteren Cliffhanger betrachte.

Label: Klanggalerie / Akuphone