Nachdem Alan Trench das vorige Temple Music-Album “The Unquiet Mind” im Alleingang produziert hatte, entstand dessen aktueller Nachfolger “Summer Trees Dissolve” wieder in der gewohnten Stammbesetzung mit Steve Robinson. Trench hielt sich im Summer of the Plague, also vor einigen Monaten, in England auf, um mit seinem Kollegen ein seit längerem geplantes Album Namens “Green Man” vorzubereiten. Auf verschiedenen Ausflügen wurde allerlei Material aufgenommen und anschließend in eine skizzenhafte Form gebracht. Die fertige Fassung ergab einen Longtrack von knapp einer Stunde und wurde vor kurzem als Zweiteiler über Bandcamp herausgebracht.
“Summer Trees Dissolve” ist eine schöne, ambiente Melange aus naturbelassenen Geräuschen und zu filigraner Dröhnung bearbeiteten Sounds und entfaltet ihr dezentes Charisma erst mit der Zeit und – da einen das Auf und Ab der Musik schon ordentlich einlullen kann – bei konzentrierter Aufmerksamkeit. Zu Beginn erklingt ein Loop aus zirpenden Grillen oder Zikaden, deren Klang nach einiger Zeit von einem staubigen Wind verweht wird. Nach und nach dringen immer mehr Synthiesounds an die Oberfläche und schieben sich wie ein anheimelnder Teppich unter die anderen Details.
Wenn “unltrarepeptitiv” eine neue Bedeutung bekommen kann, dann durch die beiden Tracks oder zumindest durch ihre vordergründige Gestalt, denn alle Motive, die nach und nach auf der Bildfläche erscheinen, kehren in scheinbarer Regelmäßigkeit wieder: u.a. leises Quaken, das an Passagen des jüngsten Black Lesbian Fishermen-Albums erinnert und das Setting für Augenblicke prähistorisch einfärbt oder auf einen sumpfigen Planeten entrückt, einsame, glasklare Pianotupfer, die eine fast schüchterne Melodie anstimmen, spontane Zusammenballungen, die das ambiente Soundgewandt vorübergehend dichter und fülliger machen.
Gerade wenn man sich mit der ständigen Wiederkehr des gleichen angefreundet hat, fällt jedoch eine anfangs noch subtile Variation ins Auge, die mehr oder weniger alle Motive erfahren: Manches erscheint lauter oder vordergründiger abgemischt als zuvor, ein Instrument dudelt intensiver und die Melodien verändern sich leicht, und ein fast aggressives Schaben dringt deutlicher ins Ohr. Alles nur eine Fata Morgana? Wenn ja, dann eine ausgesprochen hypnotische, doch irgendwann nimmt die Musik eine so aufgewühlte Gestalt an, dass man nicht bis zu dem offensichtlichen Break im zweiten Track warten muss, um die Veränderung in den stets ineinander verschwimmenden Strukturen zu erkennen.
Temple Music erfinden sich immer neu, und “Summer Trees Dissolve” offenbart eine filigrane Seite ihres Stils, die sicher v.a. denen gefallen sollte, die Freude an den “Epoxes”-Alben hatten. Das ansprechende Artwork von Trenchs Tochter Damaris Fae ist nur ein weiterer Grund, der für eine Veröffentlichung auf einem physischen Tonträger sprechen würde. (U.S.)