Gäbe es dieses Wort nicht schon für etwas anderes, könnte man den Wendepunkt, den “Immanentized” in der Diskografie von Druha Smrt verkörpert, als Wendung hin zu einer neuen Innerlichkeit bezeichnen. Eigenen Angaben zufolge entstand das Album während des ersten Lockdowns zu einer Zeit, als sich im Umfeld des tschechischen Dröhners Jindrich Spilka einige Veränderungen ereignet haben. Kein Suchen mehr nach Transzendenz, stattdessen u.a. Geisterarbeit im Sinne Jacques Derridas. Der war es auch, der einmal in scheinbar einfachen Worten sagte, der andere Ort liege in uns selbst. Wäre das Andreswo anderswo, wäre es kein Anderswo.
Diese Überlegungen können fraglos die Rezeption der drei jeweils exakt elf Minuten langen Stücke beeinflussen, bereichern oder je nach Voreinstellung auch abschrecken. Letzteres wäre schade, denn “Immanentized” hat einiges zu bieten, unabhängig vom Objekt der eigenen Suche. Es entfaltet sich sehr langsam mit besinnlich erdenden Streichern in erhabenem Ambient-Ambiente, einmontierte Kirchenglocken oder ähnlich klingendes schaffen deutlichere Signifikanz. Raue, fast doomige Gitarrendrones kommen in Wellen und verwischen jede Vorahnung eines zielgerichteten Verlaufs. Zu einer Lawine gesteigertes Rauschen zeigt wieder eine Art Weg an, bis einsame Stimmen von Sound und Fury künden.
Nach dem Auftakt “Nachash” offenbart “Animal Machine” eine eher schubweie Struktur, bei der ein bedächtig repetitiver Takt durch rauchige Ambientflächen pocht, während sirrende Streicher und flimmernde Elektronik ständig Fülle und Volumen wechseln. In “Under a Cold Sun” scheint dann alles mit noch größerer Bedächtigkeit fortzufließen, bis plötzlich eine schrille Feedback-Schleuderpartie auf der gleitenden Ambientfläche losbricht und das Stück seinem ungreifbaren Ende zuführt.
Eine Aura des Ungreiftbaren prägt sich ein, aber keine von der belanglosen, nichtssagenden Art, sondern eine Ungreifbarkeit, die jede Leerstelle zu einem Einfallstor für wagemutige Ohren macht. (U.S.)
Label: Sombre Soniks