“A Descent Into the Maelstrom” ist eine der wenigen Kurzgeschichten Poes mit so etwas wie einem “guten Ausgang” und zugleich ein gelungenes Beispiel für den subtilen Umgang mit unzuverlässigem Erzählen. In der Rahmenhandlung hört ein nicht näher charakterisierter Erzähler die Geschichte eines norwegischen Seefahrers, der mit seinem Schiff vor den Lofoten zunächst an einer Klippe festhing, dann aber von einem Wasserstrudel fortgerissen wurde. Intuition und naturwissenschaftliche Kenntnisse brachten ihn auf die Idee, sich in einem Fass sitzend in den Strudel zu stürzen, was ihm letztlich das Leben rettete – falls man der Geschichte denn glauben kann, was der alte Mann selbst bezweifelte.
Große Teile der Erzählung bestehen aus atmosphärischen Schilderungen des spannungsvollen Sturzes in den Mahlstrom, gespickt mit naturwissenschaftlichen Erörterungen des Vorgangs im Stil der frühen Science Fiction. Philippe Petit knüpft in seiner Soundart-Adaptation des Stoffes gewissermaßen an beides an, denn die Bewegung in Raum und Zeit spielt in den drei Tracks eine ebenso große Rolle wie ein futuristisches Soundkonzept.
Die Plötzlichkeit der Detonationen, mit denen der erste Track “Descent” startet, könnte einen Sprung nicht besser illustrieren, kaum passender für einen Strudel könnte die hektisch kreisende Bewegung der stets unberechenbar mit dem Tempo spielenden, reißerischen Elektronik sein, die mal glatt wie Kunststoff, mal rau wie eine E-Gitarre klingt. An manchen Stellen meint man, menschliche Stimmen zu hören, doch sicher zu sagen ist das nicht, zu unklar bleiben die sorgsam bearbeiteten Sounds, zu schnell und hektisch erfolgen die Veränderungen innerhalb der stets im Wandel begriffenen Sequenzen, in deren Zentrum anfangs die Bewegung, im finalen “Into the Maelstrom”, das auf ein kurzes, stockendes Interludium folgt, eher die Beschaffenheit steht.
Auf Textzitate wird komplett zugunsten der atmosphärischen Nachzeichnung verzichtet, zudem gibt es jede Menge verspielte, bizarre, grotesk komische Klangmotive, die daran erinnern, das auch Nurse With Wound bereits die Lofoten zu ihrem Schauplatz machten.
Label: Opa Loka