HAIOKA: Aru

In den Ausführungen des Labels heißt es, Shintaro Haioka, Tokioter Producer und Soundtrack-Komponist mit einer Schwäche für sauberpolierte Klangwelten und singende künstliche Intelligenzen, sei auf seinem neuen Longplayer “Aru” auf der Suche nach einem Ausdruck von Optimismus als Überwindung von Dunkelheit und Einsamkeit. Obwohl die Platte schwermütiger beginnt als sie endet, würde ich ihr aber einen durchgehend positiven Grundtenor bescheinigen.

“Yoru Wo Koete” eröffnet “Aru” mit warm-samtenen Streicherklängen vor der Kulisse rauschender Gezeiten, eine Szenerie, in die bald der poppige Sopran von Gastsängerin Yu Ishigaki eine sehnsüchtige Melodie plaziert und dabei trotz einer deutlichen Schwermut die freundliche Atmosphäre von Geborgenheit unterstreicht. Eine hauchhafte, fast ätherische Leichtigkeit findet sich in vielen der fragilen Songgebilde, die darauf folgen: in den eleganten Loops in “Koe”, vor denen synthetische Stimmen unterschiedlichen “Geschlechts” ein Duett anstimmen; in den stockenden Takten von “On The Ball Spinning”, die einen verfremdeten Bluesgesang wie ein Irrgarten hegen und zugleich gefangen halten; im verschlafen blinzelnden Dreampop von “Dokoka Talk” mit der verbummelten Stimme von Plasma Rüby.

Hektik und Entspannung, Phlegma und Dynamik, Chaos und Struktur – all dies fordert sich auf “Aru” immer wieder zum Tanz auf und bisweilen auch zum Duell. “OK Zen” lässt die Drohung des Stillstehens lange mittels stockender Rhythmen im Raum stehen, doch Flamencogitarren lassen den Fluss der Klänge erst richtig an Fahrt gewinnen. Aufgewecktes, Danciges nach R’n'B-Manier, Speed nehmen irgendwann einen immer größeren Raum ein, in “Delayed Souvenir”, dessen tänzelnde Rhythmen man wie Geländer greifen kann, ebenso wie im vielleicht poppigsten “Gikushaku” dessen Beats in alle Richtungen boxen und die sanfte Säuselstimme der KI beschützen.

Mit einer Art Rockballade hätte kurz vor Schluss wohl niemand gerechnet, aber letztlich verkörpert auch die nur eine weitere Facette in diesem Wechselbad der Stile und Stimmungen, das sich immer wieder neu erfindet und doch seiner verspielten Eleganz treu bleibt. (A.Kaudaht)

Label: Emerald & Doreen Records