Ben Osborn, der in Berlin lebende Sänger, Dichter und Virtuose an mehreren Instrumenten, ist bei weitem nicht der einzige Musiker, um den es seit Beginn der Pandemie etwas ruhiger geworden ist. Nun ist er zurück mit einer furiosen kleinen EP, die – ihrem Titel entsprechend, möchte man sagen – vor Leidenschaft fast zu zerbersten droht.
“The Fire”, das extrovertiertere der beiden Lieder, legt ohne Umschweife los mit einem so sanften wie unruhigen Klavier, dem Fundament für Osborns eindringlichen Gesang, der in seiner hellen Umgekünsteltheit fast an Edward Ka-Spel erinnert und von Trennung und Sehnsucht und dem Feuer des Begehrens kündet. Das Motiv des Getrenntseins spielte bereits auf seinem vor gut zwei Jahren erschienenen Longplayer “Letters From the Border” eine Rolle, doch der Hinweis auf “a disease on my street” legt eine relativ aktuelle Erfahrung nahe.
Eine gewisse Abgeklärtheit (“we’ll be the star-crossed survivors/in love at the end of the world”) durchzieht den von schneidenden Takten, den Backing Vocals von Weggefährte Alex Stolze und einer wunderbar wehmütigen Geige durchzogenen Song, und auch wenn man stets meint, eine Geschichte zu hören, die das Leben schrieb, fällt immer wieder die poetische Kraft auf, die all den beschriebenen Schmerz veredelt und zugleich ins Elementare transzendent.
“Jane Today” ist als kammermusikalisches Instrumentalstück weit mehr als ein Abspann. Auf dem Fundament einer Pianospur mit einer Melodie, die sich Zeit lässt, umschaut, und doch ihre Richtung im Blick hat, ereignen sich viele kleine tremolierende Dinge, die – wenn auch auf abstraltere Art – eine ebenso eindringliche Geschichte erzählen wie die Verse des ersten Songs. Diese Reichhaltigkeit könnte der Ausgangspunkt zu einer umfangreicheren Aufnahme sein, und ich bin da auch ganz hoffnungsvoll. (U.S.)
Label: Nonostar