Die vorliegende Split-CD, die mit verzerrten Donnerschlägen aus der Hexenküche von Viviankrist beginnt, wurde vom japanischen Noisegaranten Kimihide Kusafuka alias K2 kuratiert, der die elektronisch ausgerichteten Soloarbeiten beiden Gallhammer-Veteraninnen Risaripa und eben Viviankrist bereits seit ein paar Jahren hört und interessiert beobachtet. Jeder Act, so war seine Idee, sollte mit drei Soundquellen, zu denen wie in Risaripas Fall auch die Stimme gehören konnte, auf maximal zwanzig Minuten Raum die eigene Vorstellung elektronischer Musik ins Werk setzen. Ob man Noise, New Wave, Industrial oder andere Begriffe dafür bemüht, sollte egal sein. Das findet sich dann fraglos auch im Resultat.
Kusafukas zwei jeweils rund zwhnminütige Tracks verknüpfen Synthieloops und harsche Distortions zu einem rasanten, mit allerhand Unveorhersehbarkeiten aufwartenden Auf und Ab lauter und sehr lauter, hochfrequenter und schuttlawinenartiger Passagen, in denen immer wieder Rhythmen entstehen und vergehen und Freunde schräger Komik auf ihre Kosten kommen – mit “Bible is a Bored Book” ließe sich eine ganze Kirchengemeinde, die während der Predigt eingeschlafen ist, zu neuem Leben erwecken. Danach würden sie aber wahrscheinlich das Weite suchen.
Die heute in Norwegen lebende Viviankrist, die u.a. mit ihren Mann Maniac das Projekt Sehnsucht betreibt, geht rhythmischer zur Sache, in Punkto Distortions und hochtönender Synthies steht sie ihrem Kollegen jedoch in nichts nach. “Bleached Sun” mit seinen Downtempotakten und dem an Hubschrauberblätter erinnernden Rattern und das seltsam entrückte “Awake Sleep” könnten in dunkel ausgeleuteten Trockeneisclubs die Tanzböden füllen, “Iteration Tension” dagegen liefert einige der dynamischsten Momente des ganzen Albums. Risaripa, von Haus aus Drummerin, steuert drei ihrer kraftvollsten Stücke bei und startet mit einer 9-Minuten-Orgie aus verrauschten Noiseloops, die ihren Titel “Warning” vermutlich ironisch tragen – es sei denn, er bezieht sich auf den Inhalt des demonstrativ nach hinten gemischten Keifgesangs. Wähend sie in “Jinx” gegen die unerträglich reizvolle Monotonie der Stakkatoloops anschreit, schließt ihr Track “Heaven” die Sammlung mit etwas, das wie geschmolzene Bläserparts klingt, und einer beinahe verspielten Salve an Detonationen ab.
Dass “Autocrine” unterhaltsam ist, geht wohl schon aus der Beschreibung hervor. Das Album steht auch für einen frischen Wind, den man in den genannten Bereichen mit ihrer notorischen Saturiertheit heute kaum mehr erwartet. (U.S.)
Label: Phage Tapes