KRANG MUSIC / BROWNING MUMMERY: Split 7″

Wer mit der Geschichte des experimentellen Industrial Australiens und im Speziellen mit dem Werk des 2015 verstorbenen John Murphy vertraut ist, der ahnt bereits, dass die beiden auf dieser Split-7″ vertretenen Tracks einiges verbindet, auch wenn ihr jeweiliger Erscheinungszeitraum beinahe vierzig Jahre auseinanderliegt.

Krang Music oder schlicht Krang und alle weiteren Schreibvarianten sind bekanntlich Murphys wichtigstes Soloprojekt. Das hier vertretene und vom Titel her an eine literarische Polemik J.G. Ballards angelehnte Stück “How I want to … Ronald Reagan” stammt aus den frühen 80ern und erschien seinerzeit auf Kranks Debüt-Tape, hier erscheint es zum erst Mal auf Vinyl.

Das kurze, aber intensive Exzerpt startet als noisiges Ambientstück, dessen Fluss sich immer wieder staut und durch kleine Brüche jeder Behaglichkeit, die ja bekanntlich auch solche Musik entwickeln kann, einen Strich durch die Rechnung macht. Unterschwellig kratzendes Feedback, erzeugt u.a. durch den Einsatz eines kaputten Mikrofons, erzeugt den Eindruck wunder Verzerrtheit und lässt immer wieder den Ausbruch von etwas viel Schrillerem erwarten – gerade die so erzeugte Spannung unterstreicht die Doppelbödigkeit des Tracks und weist auf viele spätere Arbeiten des Musikers voraus.

Das von Andrew Lonsdale 1983 ins Leben gerufene Projekt Browning Mummery, an dem neben einigen anderen später auch Murphy mitwirkte, steuert mit “Lament for Comrade Time” eine Hommage an den Freund bei, an deren Aufnahme und Produktion Murphys Witwe Annie Stubbs, die beiden Last Dominion Lost-Mitglieder Julian Percy und John Evans sowie Robert Cumings beteiligt waren – eine andere Version erschien 2016 auf dem Album “Chants Of The Bardo Engine”.

Auf dem Fundament kratzender Dröhnung teilen sich rituelle Perkussion und der klare, bisweilen beinahe geflüsterte Gesang Stubbs’ den vorderen Raum, die ernsthafte und zugleich hypnotische Atmosphäre hätte zur “Auto Da Fe”-Zeit einen Clubhit abgegeben. Die schleifenden Sounds von Percys mit Geigenbogen gespielter Egitarre scheint den Fatalismus des ganzen zu unterstreichen, und gegen Ende kommt es nochmal zu einem faste ruptiven Aufbäumen der lärmingen Substanz – und so endet diese kompakte wie respektable Hommage, die in Zukunft mit Platten wie dieser in einem Atemzug genannt werden sollte. (U.S.)

Label: Novichok