EMBERTIDES: 7″

Unter dem Namen Embertides – das sind die auf deutsch Gluttage genannten Gebets- und Fastenzeiten, die sich im liturgischen Kalender der westlichen Kirchen viermal im Jahr wiederholen – spielen die Musiker David Colohan (u.a. United Bible Studies), Daughters of Grief (Widow’s Weeds) und Grey Malkin (ex-The Hare & The Moon) eine Musik, die die elektronische Seite, die seit jeher v.a. in Malkins Arbeiten eine Rolle spielt, noch stärker betont und zum Fundament filisch anmutender Soundscapes macht.

Auf ihrem bisher einzigen Album “Between Trees & Starlike” (Cursed Monk 2019) entstand so eine spukhafte, verwunschene Musik, deren Vermischung aus Ambient, Avantgarde und dem, was man gerne vereinfacht Neoklassik nennt, mit folkiger Spiritualität Vergleiche zu Tangerine Dream, Popol Vuh und den späten Coil nach sich zog.

Die gerade über Future Grave/Reverb Worship erschienene neue Lathe Cut-7″ scheint die elektronische Ausrichtung zunächst noch stärker zu betonen, könnte der Auftakt von “A Thousand Dead Stars” doch glatt ein Clubtrack von Yerevan Tapes einleiten. Über kreisenden Synthies, hoch in der Luft schwebt ein gehauchter, wortloser Folksopran wie man ihn von Daughters of Grief her kennt, mit der Zeit scheint alles in eine ambientere Form überzugehen, doch die aufgeweckten Synthies kehren wie alles in dem Track periodisch wieder. Erst nach einer gewissen Zeit registriert man weitere Details wie streicherartige Elektronik und orchestrale Bläser, die mehr und mehr einen großen Raum ausfüllen, bis alles im erhabenen Panorama eines Gegenzooms endet. Das die zweite Seite füllende “The House of Hidden Light” kommt getragener daher, und da die (diesmal nicht wortlosen) Vocals etwas an einen Choral erinnern, mag man beim Titel vielleicht an die gnostische Vorstellung des Menschen denken. Wie süße Staubpartikel scheint alles – Stimme und elektronik – im Raum zu schweben, und ab und an tauchen piepende Sounds wie aus einem Spielautomaten auf und stören die anmutige Szenerie. Aber nur für kurz.

Ausgesprochen erfreulich, dass die beiteiligten Musiker, die alle mit ihren Hauptprojekten umtriebig sind, auch für Embertides wieder Zeit gefunden haben. Ich denke, man kann durchaus auf ein neues Album hoffen und vermute, dass dieses dann extrovertierter als das Debüt ausfallen wird. (U.S.)

Label: Future Grave / Reverb Worship