Unter dem Namen Starlight Assembly haben die beiden Musiker und Klangkünstler Matteo Uggeri (u.a. Sparkle in Grey) und Dominic Appleton (ehemals This Mortal Coil, später v.a. Breathless) ein gemeinsames Projekt aus der Taufe gehoben, dessen Debütalbum “Starlight And Still Air” ein Terrain erobert hat, in dem Begriffe wie Postrock, Ambient oder Neoklassik als diffuse Wegweiser auftauchen und doch zu stereotyp wären, um wirklich etwas auszusagen. Es ist das seit längerem erste Werk, auf dem Appletons charakteristisch-fragiler Gesang zu hören ist.
“Starlight And Still Air” ist unverkennbar das Werk erfahrener Musiker, gleichwohl es heißt, dass Appleton nach einer längeren musikalischen Pause zunächst unsicher auf Uggeris Angebot einer gemeinsamen Arbeit reagierte und sich erst nach dem Zuspruch seines ehemaligen Bandkollegen und 4AD-Chefs Ivo Watts-Russell mit dem Gedanken an ein neues Album anfreundete. Auf einem elektronischen Fundament, das eine Bandbreite von ambient über experimentell bis poppig abdeckt, ereignen sich eine Vielzahl stilistischer, instrumenteller und stimmungsmäßiger Details, für die auch das elfköpfige Ensemble mehr als ein Shoutout verdient.
Es ist gar nicht so einfach, einzelne Höhepunkte herauszuheben. Da wäre “Afternoon Update”, ein spannungsgeladenener Auftakt mit Trommeln und Becken, durch den sich eine wehmütige Melodie zieht und fast schüchtern klingende Worte, denen bald ein Chor Verstärkung gibt; ferner der von einem rauschenden Jazzabend aus der Samplekiste durchzogene Triphop von “Empty City”, zu dem Appleton abgeklärte Verse über die Unvorhersehbarkeit alles Zwischenmenschlichen in fast heiterer Leichtigkeit deklamiert; dann der stockende Minimalismus von “Cold Sun”, der sich zu einer rührenden Pantomime über die Vergeblichkeit wandelt; oder ein gespenstisches Nachtstück wie „There Is No Crisis To Come“, das einem mit seinen unrbittlichen Loops wie Kälte in die Glieder kriecht und einen am Ende doch mit Trommelwirbeln weckt und alle Verhärtungen durchbricht.
Auch in der zweiten Hälfte des Albums haben die beiden ihre scharfe Munition noch nicht verschossen. Gekonnt verwandeln sich die klassischen Streicher und Klarinetten in “Looking for Clues” in den Score eines Hörspiels, in dem einsame Schritte über Kies ins Nirgendwo führen. Auch das epische “Look What We’ve Wasted” ist eine Hymne an die Verwandlung, bei der sakral-besinnliche Chöre in ein stürmisches Allegro führen. “Bloodlines”, das zum Abschluss noch in einem Remix von Pan American vorliegt, hält eine seltene Balance zwischen Spannung und meditativer Erdung.
Vielleicht ist es genau diese Klammer, die weite Teile des Albums zusammenhält und ihr ein besonderes atmosphärisches Gepräge gibt. Selbstredend sollte sich Appleton an seinem umtriebigen Partner ein Beispiel nehmen und sich wieder stärker der Musik zuwenden. Beispielsweise in einer festen Band namens Starlight Assembly.
Label: Beacon Sound