Neben vielen anderen Dingen finden Alan Trench und Steve Robinson immer noch Zeit für ihr gemeinsames Projekt Temple Music, dass sie seit Jahren in gewissen Abständen von ihren beiden Inseln aus – Trench auf Euböa unweit von Athen und Robinson in England – betreiben. Seit einiger Zeit scheint Trench die treibende Kraft zu sein, doch anders als auf “The Unquiet Mind” hat sein Freund und Kollege beim aktuellen Longplayer “The Cockatrice And The Storm-Cock” wieder maßgeblich mitgewirkt.
Der Ausgangspunkt war aber auch hier wieder Euböa, wo Trench irgendwann den Plan fasste, ein Genius Loci-Stück zu Ehren der Schutzgöttin der Insel aufzunehmen, welche keine Geringere als die stolze Hera ist. Der Track sollte auf der Basis einer Orphischen Hymne und dem Einsatz von Numerologie entstehen, doch das Resultat war wohl anfangs nicht wirklich zufriedenstellend. Die urbane Legende, die sich bereits um das Werk gesponnen hat, besagt, dass Trench eigens ein Orakel aufsuchte, und dort in Richtung einer eher alchemistischen, also tranformativ ausgerichteten Herangehensweise verwiesen wurde. An diesem Punkt kam wohl auch Robinson – remote – ins Spiel, der das bisherige Material mit bearbeitete. In weiteren Arbeitsprozessen entstanden vier einzelne Tracks, die für den jeweiligen Stand des Prozesses stehen sollten. Der Basilisk und die Misteldrossel, die dem Album seinen Titel geben, fungieren als Symbol für diese Transformation – und für die Hindernisse, die sich ihr in den Weg stellen können.
Ganz diesen Hürden scheint der Opener “The Wrong Kind of Logic” gewidmet, dessen dunkel brodelnder Sound einer gewissen Unsicherheit verpflichtet scheint, während die bedächtige Perkussion Spannung ausstrahlt und der zitathaft eingewebte Dialog, in der die Welt als Scheibe vorkommt, dem ganzen doch einen gewissen ironischen Touch verleiht. Irgendwann kommt aufgewühlte Bewegung in die Szenerie, die Drums werden snariger, die Vocals wandeln sich zu Gesang, zugleich aber scheint alles zu verschwimmen und sich aufzulösen – ein schönes Ende für einen Song, der einem Fehler gewidmet ist.
Wesentlich psychedelischer zeigt sich das schwindelerregend kreisende “The Cockatrice”, dessen knackende Takte vor einem tremolierenden Hintergrund eine sturmumtoste Szenerie entstehen lassen – ein Track, zu dem man tanzen könnte, oder besser noch über Stock und Stein kraxeln, und der einen im Verlauf sogar mit einem in Trenchs Projekten immer mal vorkommenden Sound belohnt, die an Froschquaken erinnert. Schon ein retardierendes Moment, aber auch überraschend ambient und getragen kommt das auf tollem Gitarrenspiel basierende “The Storm-Cock” daher. Wie jedes wirklich gute Finale gebärdet sich “Observations on the Queen of Heaven” letztlich ohne überflüssiges Pathos und Tamtam, und doch hat man bei den kreisenden Bewegungen, dem unterschwelligen Glühen und den tribalen Rasseln das Gefühl, dass sich etwas zuspitzt, und am Ende lullt die entspannte Ekstatik des Tracks derart ein, dass sie endlos soweitergehen dürfte.
In seiner finalen Gestalt ist “The Cockatrice And The Storm-Cock” nicht nur eine Hommage an die Schutzpatronin des Entstehungsortes, sondern ebenso sehr ein freimütiges Dokument der Herausforderungen, die ein solcher Preisgesang mit sich bringt. Natürlich würde das Werk auch ohne den thematischen Überbau funktionieren und dann wahrscheinlich wie eine kleine Reise von der Holprigkeit zu einer betörenden Harmonie (oder auch von Ironie zu ernsthafter Gelöstheit) anmuten. einmal mehr mit Artwork von Damaris Fae würde es sich auch vorzüglich auf Vinyl machen. (U.S.)
Label: Sombre Soniks