Auf dem italienischen Label Eighth Tower Records ist gerade eine Zusammenstellung mit einer Reihe von Künstlern aus dem Bereich des (Post-)Industrials unter der thematischen Klammer der Filme David Cronebergs erschienen.
Titel wie auch die Beiträge der einzelnen Bands machen deutlich, dass es hier vor allem um den Teil des Werks des Kanadiers geht, in denen der Körper in all seiner Verletzlichkeit, in all seinem Modifikationspotenzial im Zentrum steht – wobei letztlich sicher gesagt werden muss, dass der Körper in keinem Film Cronenbergs keine Rolle spielt – anlässlich von “Crimes of the Future”, seinen demnächst erscheinenden ersten Langfilm seit acht Jahren, der thematisch wie im Titel auf das Frühwerk verweist, meinte der inzwischen 79-Jährige: “I think the human body is what we are,[...] [w]hen it dies, we’re dead. There’s no afterlife, no God. We have to come to terms with that. The subject matter of all art is the human condition, and for me that’s a physical thing. So it’s inevitable that my filmmaking is going to involve the body in a very intimate and impactful way.”
Das Album beginnt mit dem industriell-fiependen und von Störgeräuschen durchzogenen „A Cognitive Island Of Fake Tumor Implants” von Sigillum S. Desiderii Marginis’ Dark Ambient-Track “The Interzone” verweist mit Burroughs-Samples und Titel auf Cronenbergs Adaption von „Naked Lunch“, ein Film, auf den auch Sonologyst mit „Dr Benway’s Narcotic Operation“ Bezug nehmen, einem anfangs minimalistischen, dunkel-verhallenden Stück, das sich im Verlauf der 11 Minuten immer stärker verdichtet und dissonanter wird. Mario Lino Stancatis „House Of Skin“ blubbert düster und Schloss Tegal, die sich in ihrer Karriere auch immer wieder mit Deformationen des Fleisches beschäftigt haben, erzeugen auf „Metaflesh“ ein dunkles Gebräu. Auch die anderen hier vertretenden Künstler bewegen sich zwischen Dark Ambient und Industrial (z.B. UNCODIFIED mit ihrer “Scanners”-Hommage „ConSec“). Jarl widmet sich Cronenbergs Stephen King-Adaption „Dead Zone“, Mortar Devotions erweisen Cronenbergs vielleicht etwas unterschätzem Film „eXistenZ“ die Ehre: Ihr Stück “Cortical Systematics” beginnt melancholisch-melodisch und endet als John Carpenter-Wiedergänger.