Ich würde SuperCherie nur ungern als Ableger oder Nebenschauplatz von DuChamp bezeichnen, denn dafür wäre das neue Steckenpferd der Musikerin doch zu weit weg von der meist abstrakten Dröhnung ihres Stammprojektes. Das großgeschriebene Ch mitten im Namen freilich wirkt dabei wie eine kleine, heimlich-verspielte Klammer.
Das Debüttape “Featurette” beginnt mit ekstatischen Drums und der geschmachteten Melodie eines beinahe gehauchten, nicht allzu demonstrativ ins Zentrum gemischten Gesangs – das ist der Stoff, der in den Score grobkörniger Super8-Filme gehört und der wurnderbar auf Labels wie Discrepant passen würde, gäbe es Kitchen Leg Records nicht. Nach dem Opener “Solida” geht’s weiter mit dem Kopfhängergroove von “We Despise You”, bei dem sich eine unterdrückte, zombifizierte Gesangsmelodie hinter einem dominant nach vor gemischten Rasseltakt behauptet und in verzerrt punkige Verzweiflungsshouts übergeht, und längst beschleicht einen das Gefühl, dass es zwischen der melancholisch eingefärbten Surfmusik und der heutzutage anheimelnd wirkenden Garagenatmosphäre um weit mehr geht.
“Featurette” enthält zehn kompakte Songs meist unter drei Minuten, in denen stilvoll einernde Orgeln und ein gelangweilter Gesang von demonstrativ passiver Aggrtessivität auf zeit- und ortlosen Exotismus für die Stoner-Tikkibar treffen. Immer wieder entstehen aus dem Nichts berauschende Gitarrenparts, die sich wie in “Spinteronego” schon mal zu veritablen Soli steigern können – Link Wray lässt grüßen. Dazu immer wieder griffig wummernde Bässe und verspielte Elektronik, die gerne auch mal anstrengend ist und daher auch problemlos gegen einen halbrecherisch vor sich hin scheppernden, knarrenden und klagenden Bolero bestehen können.
Mit einem 4-Spur-Rekorder und mehr als nur einer Brise Anarchismus im Gepäck dem Unsinn der vergangenen Jahre etwas Sinn abtrotzen – das waren wohl die initialen Gedanken am Anfang von “Featurette”, und fürmeine Begriff wurde dabei alles richtig gemacht. (U.S.)
Label: Kitchen Leg Records