Pulsierende Takte im schleppenden Downtemp, geheimnisvoll in den Hintergrund gemischte Stimmen, melodische Spannung, Hochtöner fast wie ein schreiender Säugling, aufgelöst in einem hellen Lichtstrahl. Dann echte Schreie, gebrochen, aufgelöst in dichtem Rauschen. Risa Egawa alias Risaripa eröffnet ihr Album “Sync” mit einer Dystopie en miniature, bei der alle Sounddetails in einer körnigen Rauchwolke verschwinden, während der Takt unerbittlich weitergeht – für sieben Minuten und keine Sekunde zu lang.
Konnte das vorherige Album als eine Art ideensammlung verstanden werden, so wirkt das kompaktere “Sync” wieder gerahmter und gehegter. Einzelne Tracks offenbaren trotzdem ihre eigenen Charakteristiken. So gibt es beispielsweise typische Risa-Stücke mit überdrehten melodischen Synthies und einem Rhythmus mit dem vertrauten hinterhergezogenen Sway. Da die Musikerin dabei nie voll in den sich anbietenden Rhythm Noise verfällt, entstehen interessante Stimmungen, die an die Absurdität des Wartens oder – wie bei den pulsierend beatlosen Synthies in “Koko wa dokodesu ka” – an ein verirrtes Suchen in einem dunklen Raum erinnern. Letzteres ist vielleicht eines ihrer bislang ausgereiftesten stücke.
Die intensivsten momente ereignen immer dann, wenn die Stimme Risas zum Einsatz kommt. Im Dialog mit ihrem krächzenden Selbst entsteht Beklemmung, an anderer Stelle verwandelt ein tremolierender Sopran ein industrielles Szenario in einen surrealen Cartoon, in dem im gefühlten 10sekunden-Takt neue Ideen aufpoppen. Im hypnotisch dröhnenden Schlusstrack wird ihre verwehte Stimme von apokalyptischen Stürmen mitgerissen, an einen Ort, den niemand kennt. Vielleicht ist dieser Ort ja die ideale Inspirationsquelle für ihr nächstes Werk. (U.S.)