Teresa Riemanns Tape “Trébuchement persistant” beginnt mit der Wucht der Entschlossenheit. Schon das eröffnende Stück “All we could bury” enthält im kleinen eine Vielfalt an Stimmungsnuancen, die für ein kleines Album gereicht hätte. Wie bei einer Tür, die man zufällig öffnet und die zu einer schon voll im Gange befindlichen Party führt, fällt man wie zufällig in diesen Song in dem alles – Barpiano, perkussives Hantieren, heftiges Gedresche, das nie nur Lärm ist, und einen Hauch von Jazz und Kabarett – wie spontan improvisiert, gar dilettantisch wirkt, obwohl alles zugleich perfekt stimmig ist. Dieses Gefühl von zwei überblendeten Bildern begegnet einen noch an vielen Stellen des Albums.
Riemann ist eine in Berlin lebende Sängerin und Multiinstrumentalistin, die ihre meist auf Schlagzeug, Piano, Gitarre und diversen Effekten basierende Musik “Psychotic Noisepunk” oder “Fagile Noiserock” nennt. Auf “Trébuchement persistant” versteht sie es meisterhaft, immer wieder klassisch Schönes und Sperriges zu kombinieren und damit eine starke Intensität zu erzeugen. Man könnte ein Stück wie “You pick a part of me each day” für eine unberechenbare Abfolge an Ausbrüchen halten, aber es steckt noch viel mehr drin: Die entfesselten Drums und die Streicher, die an Inside-Piano erinnern, schaffen in ihrem Auf und Ab eine Spannung, die immer wieder für gewisse Intervalle an die trügerische Ruhe vor dem Sturm denken lässt, während der Gesang wütend und vorsichtig zugleich klingt – aber das kommt vielleicht daher, dass er so weit im Hintergrund sein Unwesen treibt.
Das entgrenzte, aufgebrochene der Stimmungslagen schleicht sich gelegentlich auf Zehenspitzen in die Songs, gibt sich subtil wie die gedoppelte Stimme, die in “Your Fist” über einem Teppich aus stimmungsvollem Gitarrenpicking (?) schwebt – ein Song, der an eine verquere, zombifizierte Kreuzung aus John Fahey und Django Reinhardt denken lässt. Ähnlich subtil das verschwommene Szenario aus Piano und Akkordeon, das in “Is it me or is it you?” an ein Erwachen aus zwiespältigen Träumen erinnert. Oder das trügerisch sanfte “Watch your body when it breaks”, in dessen sanfte Gitarren sich bald ein Gesang mischt, der in seiner nuscheligen Erschöpftheit jeder selbstzufriedenen Scheinharmonie die rote Karte zeigt. An all diesen Stellen spürt man die unterschwellige Spannung und die beinahe erfolgte emotionale Explosion vielleicht schon deshalb, weil man auch völlig entgrenzte Tracks wie “Out of Control” zu hören bekommt.
Und freilich, in die nicht immer leicht zu verstehenden Texte einzutauchen eröffnet noch mal eine weitere Dimension, ganz zu schweigen von den schweißtreibenden Performances, bei denen Riemann oft im Alleingang Klavier, Drums und Mikrofon traktiert.
Label: Autistic Campaign