CLIMAX GOLDEN TWINS: s/t

Im Januar erscheint das neue Album des Seattler Experimental-Duos Climax Golden Twins in Form einer selbstbetitelten Doppel-LP, an der einige bekannte Gäste – Alan und Richard Bishop, der Sho-Spieler Ko Ishikawa, der Trompoeter Greg Kelley und Sublime Frequencies- Gründer Mark Gergis a.k.a Porest, um nur einige zu nennen – mitgewirkt haben. Es ist das erste Album mit neuen Aufnahmen, das die aus Robert Millis und Jeffery Taylor bestehenden Band, die international besonders wegen ihrer Arbeiten für Filme bekannt wurden, seit rund fünfzehn Jahren herausbringt.

In den 90ern und den Jahren nach der Jahrtausendwende waren die Climax Golden Twins ein umtriebiges Projekt, das nicht nur in Dauerschleife Musik produzierte, sondern die unterschiedlichsten musikalischen Herangehensweisen und Stilrichtungen für sich fruchtbar zu machen wusste. So heißt es in einem Überblick seitens des Labels Fire Breathing Turtle: “Climax Golden Twins is best known for the soundtrack to Session Nine (directed by Brad Anderson in 2001, OST on Milan International). In addition to this soundtrack, CGT have released ambient recordings (Lovely on Anomalous Records); compilations of rare 78rpm shellac records (the Victrola Favorites book on Dust-to-Digital); field recording, collage, and musique concrète experiments (Dream Cut Short in the Mysterious Clouds on the Japanese Meme label) and instrumental rock, noise, and improv (5 Cents A Piece on Abduction Records and Imperial Household Orchestra on Scratch Recordings)”.

Auf eine gewisse Weise verknüpfen die neuen Aufnahmen viele dieser Strukturen miteinander, und doch überwiegt ein akustisch-luftiges Klangbild und eine Eingängigkeit, die an traditionelle Stile erinnern: Akustische Gitarre, manchmal Piano und Handdrums sind wiederkehrende akustische Klangquellen der stets etwas mehr als miniaturenhaften und doch meist kompkaten Setpieces, die in ihren songhafteren Ausprägungen mal folkig eingefärgt sind, manchmal blueslastiger Americana entstprechen. Dazu passen dann bukolische Songtitel wie “Flower Vally”, “Clear Skies” oder “Campfire Season”, die das ganze endgültig in ein pastorales Setting tauchen, bei dem manch einer vielleicht einen regressiven Eskapismus wittern könnte (zudem es mit “Asleep Forever” auch den passenden Titel gäbe), wofür man aber den spielerischen, z.T. dadaistisch anmutenden Grundtenor der Szenen ignorieren müsste.

Letzterer findet sich dann vielleicht am deutlichsten in den Anschnitten mit Textrezitation, bei der Repetitionen und allerhand Überzeichnungen den brechtschen Imperativ “Glotzt nicht so romantisch” einfordern. Ein guter Teil der Stücke sind ohnehin von sounscpaiger, bisweilen hörspielhafter Machart. Da lugt dann schon mal ein sogenannter Doomjazz um die Ecke, surreale Alptraumlandschaften ergeben sich in tremolierende Delirien, und bisweilen rüttelt einen heftige Freakouts aus aus den letzten Resten des entspannten Wohlseins.

Label: Fire Breathing Turtle