Das iranische Label Noise à Noise bringt zum Auftakt des westlichen Kalenderjahres eine umfangreiche Compilation in vier Teilen heraus. Ein Großteil der Beitragenden der von Soheil Soheili produzierten und von den Art Directors Franziska Buhre und Erfan Dorri begleiteten Sammlung sind iranische und exiliranischer Acts, aber auch eine Reihe an internationalen Künstlern aus dem Freundeskreis des Labels sind dabei. Hierzulande etwas bekanntere Namen wie Arshan Najafi, Soheil Soheili, Blatta Joux, Chem XP, Leonie Roessler, Ali Balighi, Silo Portem, Cedrik Fermont, Ehsan Saboohi, Katharina Stadler, Ibukun Sunday, Jesus Valeni, Alya Al Sultani und Kian Hossein bilden nur einen Teil des Line-ups, das nur wenig Überschneidung mit anderen bei uns besprochenen iranischen Releases hat und so einmal mehr von der Größe der dortigen Musik-Szenen zeugt. Obwohl das Label den Begriff Noise gleich zweimal trägt und er zudem im Titel vorkommt, ist die musikalische Ausrichtung (das Label spricht von “Noise and Glitch, Contemporary and Avant-Garde, Ambient and Drone, and Field Recordings”) keineswegs nur brachial orientiert. So gibt es hypnotische Dröhnung mit allerlei Störgeräuschen, die aus dem Fundus von Radiowellen kommen könnten; zur Unkenntlichkeit verfremdete Stimmen; fast clubtaugliche dunkle Electronica; subtile, endzeitliche Metallperkussion vor der Kulisse elektronischer Hochtöner; glitchige Expositionen wichtiger politischer Schlagworte; dunkle Soundkollagen basierend auf Samples und Effekten; ebenso dunkles, maschinelles Brummen und mysteriöses Hantieren; hörspielartige Szenarien, die sich in bedrohlich prasselnden Lärm steigern; lyrischer Sopran, überblendet mit keuchendem Atem und einigem mehr, das die
menschliche Stimme vermag; aus den Fugen geratene Orchestralsounds – und einiges mehr. Der begleitende Neujahrsgruß eröffnet weitere aktuelle Dimensionen: “We wish everyone a year with more peace, more equality, physical and emotional safety, and the right to speak your mind wherever you are”. Die Compilation ist zunächst digital über Bandcamp erhältlich und kann entweder in zwei separaten Teilen oder komplett erworben werden, eine Hardcopy-Edition ist ebenfalls im Gespräch.