ÜMLAUT: Projection

Verspielte Klänge, klingelnd, hüpfend, aquatisch, tasten sich voran durch verschiedene Wege und Möglichkeiten. Irgendwann kehrt eine ambiente Ruhe ein, doch immer wieder erscheinen neue Details auf der Bildfläche: tribale Perkussion, geheimnisvolle Tierstimmen und einiges mehr, das vermutlich der modularen Hexenküche entstammt, immer griffig und gut konturiert.

“Projection”, das aktuelle Album des im idyllischen Connecticut beheimateten Jeff Düngfelder alias Ümlaut ist ein 24 Soundminiaturen umfassendes, auf fein gestalteter Elektronik, Feldaufnahmen und vereinzelten akustischen Instrumenten basierendes Werk der Transformation, mit der der auch als Filmer und Filmkomponist tätige Düngfelder zalhllose semiabstrakte Kurzfilme auf der imaginären Leinwand entstehen lässt. Längen und uninspirierte Wiederholungen sucht man in ihm vergebens. Für Düngfelder ergeben die einzelnen Stücke in ihrem Zusammenhang zusammen so etwas wie eine Landkarte, die dem Titel entsprechend aus der eigenen Vorstellungswelt in die äußere Welt projiziert wird, sodass Formen und Materialien sich verändern, so wie Metall, wenn der Alchemist das Pulver des Steins der Weisen darauf verstreut hat. Inspiriert von diesem Gedanken hat der Musiker zahllose unterschiedliche klangliche Details miteinander in immer neue Dialoge gebracht, mit dem Resultat und vermutlich auch in der Absicht, ein sich immerfort veränderndes bewegtes Bild zu erschaffen.

Das schöne an dem Prozess ist, dass er im Verlauf des Albums eigentlich nie vorhersehbar wird. Wenn verschiedene Schichten elektronischer Klangflächen und dunkler Dröhnlandschaften den Hintergrund bilden für spannendes Trommelrollen, wenn sich daraus immer wieder neue Rhythmen schälen und kleine Klang– und Melodiefragmente hinzukommen, ist – trotz  des Schwerpunktes auf einer eher feinen, schöngeistigen Elektronik mit Bauformen geheimnisvoller Exotik – auch immer genug Störendes, Beißendes darunter, schmerzhaft kratzende Sounds, unheimliche Klopfer und knarrende Türen, ganz zu schweigen von schrägem aufgeblähtem Quaken und anderen dadaistischen Einfällen, die ein gewisses Maß an Groteske in die Sache bringen.

Luftgebläse, pfeifende Rohre, krächzende Vogelstimmen, eine kurze Pianospur (oder ist es eine Gitarre?) – alles klingt nur kurz an und bekommt alsbald einen Wiedergänger in etwas ganz anderem. Nur einige Sounds erweisen sich für eine Weile als leitmotivisch, doch das tut dem Ideenreichtum der kleinen alchemischen Enzyklopädie beileibe keinen Abbruch. (U.S.)