EXSEIND: s/t

Saxophon und Flöte sind nach wie vor eher seltene Beigaben im Kontext rhythmischer Electronik. Dass dies kaum an einem Mangel an Anknüpfungspunkten liegt, beweist neuerdings das Trio Exseund, ein internationales Multimediaprojekt, das mit seinen audiovisuellen Arbeiten, so der eigene Wortlaut, auf interdisziplinäre Sinneserfahrung aus ist.

Musikalisch bilden die Soundsequenzen des Dänen Lars Graugaard (Lars From Mars) ein kräftiges, aber nie steifes Fundament aus meist aufgeräumten Rhythmen, die in manchen Tracks hin und her springen wie der Beat eines Hiphop Stücks. Hier und da mutieren sie zu stampfenden Stakkatos, dann wieder verschwinden sie ganz hinter scheinbar wenig beweglichen Dröhnflächen und leben dort weiter in der kaum greifbaren Unruhe vibrierender Bässe.

In diese Muster fügt Cristian Gallardo seine von Graugaard in Echtzeit bearbeiteten Bläsersounds als dumpfes Quaken oder als helle Striche und Kleckse, und nicht jedesmal ist sofort erkennbar, ob er Altsaxophon oder Flöte anstimmt. Überhaupt zeigt er sich immer wieder als großer Verwandlungskünstler, lässt sein mal orientalisch klingendes, mal an sleazy Smoothjazz erinnerndes Saxophonspiel in irre Freakouts, seine Flötenfiguren in traditionelle Ornamente münden.

Dass all dies zu einer beinahe organisch wirkenden Einheit fusioniert, verdankt sich auch vielleicht der Tatsache, dass Graugaard selbst Flötist ist und seine Arbeit als Komponist keineswegs auf elektronische Musik beschränkt. Komplett ist das Konzept allerdings erst live im Zusammenspiel mit den analogen Visuals von Ce Pams, die mit der Projektion von Licht und Farbelementen durch Spiegel, Prismen, Kristallkugeln und weitere Objekte unmittelbar auf die Musik reagiert.

Auf Tonkonserve mit solide gestaltetem Artwork lässt sich das Charisma der Performance natürlich nur erahnen – ein gelungenes, auch rein musikalisch interessantes Dokument ist das Dubüt aber durchaus. (J.G.)

Label: Orion Network