Vor kurzem feierten die katalanischen Nøvak Records ihr achtjähriges Bestehen mit einer Compilation, die – gleichwohl mit originellen Coverversionen – einen guten Einblick in die Welt des Labels gibt, in der Begriffe wie Synthie, Wave, Electro, Minimalismus und Soundart in großen Lettern geschrieben werden.
Leser unserer Seiten kennen das Haus wahrscheinlich noch von der Splitveröffentlichung “La Nueva Guardia” mit Coagul, Comando Suzie, Escama Serrada und O Paradis, von denen letztere hier mit einer spanischen Version des Current 93-Klassikers “Calling for Vanished Faces I” (ursprünglich vertreten auf der Compilation “The Bells Shall Sound Forever”) den stilistischen Rahmen in Richtung einer experimentell eingefärbten Folkmusik erweitern. Das Gros der anderen Interpreten – Biornibeni, Música Veneno, Le Desma, Popular 66, Vadim Tudor, Pola Tog, Arkiv u.v.m. – präsentiert eine tanzbarere Musik in verschiedenen Traditionen der Synthiekünste besserer Zeiten und adaptieren Stücke von so unterschiedlichen Bands wie Abba, Coil, Depeche Mode und auch viele spanischsprachige Songs, die hierzulande weniger bekannt sind. Beim Stichwort besserer Zeiten sollte man den dekadenten Charakter erwähnen, den das Label betont – Novak sprechen von “bestimmten Formen von Musik, die verderblich oder dekadent sind, die gegen die Prinzipien von Ethik und Moral verstoßen, die den Sinn für Fortschritt und Zivilisation verletzen, die Schwäche und Unordnung implizieren, die darauf zielen, zu lügen und verdrehen, die gefährlich sind, weil sie das Individuum in Bezug auf die originelle Vision, den einzigartigen Stil, die persönliche Erlösung, die Obszönität, den Wahnsinn, die Blasphemie privilegieren” – ein markantes Motto, das die Genieästhetik des Sturm und Drang mit der Dekadenz des Fin de Siecle verknüpft. Die Sammlung ist digital erhältlich.