Die in Berlin lebende Cellistin und Klangkünstlerin Martina Bertoni hat vor kurzem eine neue digitale Single herausgebracht. Der Track “Closer (Portal)” ist das erste Studio-Lebenszeichen seit dem Anfang des Jahres erschienenen Album “Hypnagogia” und laut Bertoni “an open portal to a different speed of time and width in space”. Es muss sich in puncto Intensität, Sensibilität und Vielschichtigkeit kaum hinter den Album verstecken und würde als Auftakt zu etwas Größerem taugen.
Das Stück beginnt mit melodischem Cello-Einsatz, der eine schwermütige Stimmung ausstrahlt und dabei trotzdem auch etwas Drängendes, eine unterschwellige Dynamik zulässt. Um die melodischen Ornamente zeigen sich von Beginn an flirrende, elektrifizierte Hochtöner, die dem Wohlklang etwas Sperriges an die Seite stellen, und erst mit der Zeit mag man bemerken, dass sich im Hintergrund eine immer dichtere Dröhnung zusammenbraut: Eine vordergründige Ruhe, die sich aus vielen kleinen Bewegungen zusammensetzt und so in Wirklichkeit ungemein spannungsgeladen ist. Erst am Höhepunkt des Tracks, wenn harte, griffige Synthies auf den Plan erscheinen, scheint die Musik ihr ganz eigenes Tempo gefunden zu haben. Bertoni selbst betont die spannungsvolle Ambiguität der Richtung, die “Closer (Portal)” einschlägt, und hebt zugleich eine Art Telos der darin vollzogenen Bewegungen hervor: “From a small and simple melodic cell, this track develops into an intertwined movement of drones. It’s about slowing down time and losing track of the space that surrounds us and at the same time moving closer to a different state of perception”.
“Closer (Portal)” ist ein beeindruckendes Lebenszeichen in einem Zeitraum, in dem Bertoni wohl schon an neuen Aufnahmen für eine künftige Veröffentlichung arbeitet. Daszu könnte der Track ein schöner Ausgangspunkt sein. (U.S.)