RISARIPA: Mirror

Die japanische Drummerin und Synthie-Virtuosin Risaripa hat vor kurzem ein neues Album im Tapeformat herausgebracht, das den Titel “Mirror” trägt und auf eine kleine Veröffentlichungspause folgt, in welcher die Musikerin wieder verstärkt live, meist im Raum Tokio, aufgetreten ist. Ihre Partizipation in der Live-Besetzung von Grim könnte ihren Namen auch bei deren hierzulande nicht lahmen Fangemeinde etwas bekannter gemacht haben.

Das über neunminütige “Cloudy Crystal” eröffnet die erste Seite mit einem hellen, sich langsam steigernden Harsh Ambient-Sound. In diesem macht sich, neben rituellem Kettenklirren, schnell Risas sirenenhafte und gleichsam surreal-verstörende Stimme bemerkbar, die wie aus einem tiefen Keller an die Oberfläche dringt und sich mit der Zeit zu einem infernalischen Keifen steigert, das die Metal- und Crust-Roots der ehemaligen Gallhammer-Schlagzeugerin durchscheinen lässt. Ebenso abgründige Vocals vor stoffeligen und gleichsam wagemutigen Rhythm’n'Noise-Takten und surrealem Gelächter finden sich im folgenden “Bizarre”, das den Bogen zu den rhythmischeren Arbeiten der Musikerin schlägt.

Wenngleich zum Klingen gebrachte, dem Eindruck nach metallene Objekte, Hochfrequenztöne und verzerrte Sounds, die sie ihrem Korg MS-20 entlockt, ihren Raum auf dem Album finden, bleibt der Folkus auf perkussive Elemente über weite Strecken dominant. Dazu zählen fast tanzbare Passagen, die wie zombiefizierte Wiedergänger von Gruppen wie Der Plan, DAF oder Liaisons Dangereuses durch dystopisches Gelände marschieren und dabei Boden und Ohren malträtieren (“Asterhythm”, dessen Synthies stellenweise an Geschrei erinnern, und das diesem als Speed-Variante in gewisser Weise antwortende “Algothythm”). Dann groovige Handclaps zu launig-überzogenem Jaulen, das an Videospielsounds erinnert im ersten der beiden “Doppelgänger”-Tracks, gefolgt von einer Verschnaufpause, die einem eher leises Hämmern und dezente elektronische Takte gewähren.

Erst im monoton-metallen vor sich hinpaukenden “Bleak” mit seinen knurrenden Vocals und den brodelnden Synthiedrones wendet sich die Musik wieder dem eher soundscapigen Auftakt zu, und im abschließenden “Cold Coffin” schließt sich in der kriechenden Agnoie dunkler Motorensounds dann endgültig der Kreis. Durch diese Struktur verknüpft Risaripa auf gewisse Weise auch den Stil ihrer abstrakteren Arbeiten wie “Kuniumi” mit den rhythmischeren Stücken ihrer meist digitalen Releases der vergangenen Jahre. (U.S.)

Label: Vice de Forme