ROWAN COUPLAND / EIRINI FOUNTEDAKI / CERI RHYS MATTHEWS: Split

Das vorliegende Tape ist der neunte Teil einer Reihe von Split-Veröffentlichungen auf dem Label Betwixt & Between. Diesmal werden zwei interessante Projekte gegenübergestellt, deren Musik von der Machart her vielleicht kaum unterschiedlicher sein könnte, aber wer weiß: Vielleicht gibt es, jenseits des Gemeinplatzes, das beides auf gewisse Weise mit Folk zu tun hat, doch einen ganz dünnen roten Faden, der sich beim mehrmaligen Hören deutlicher abzeichnet. Es handelt sich dabei um das in Berlin beheimatete englisch-griechische “Weird Folk”-Duo Rowan Coupland und Eirini Fountedaki sowie den walisischen Flötisten Ceri Rhys Matthews.

Die erste Seite beginnt gleich mit einer Feier der Musik als solcher, in deren Text ein hehres Ziel besungen wird, nämlich in der Musik das unsingbare zu singen. Coupland und Fountedaki scheinen im Opener “Violent Music” auf dem Höhepunkt ihrer Kreativität. Was zunächst mit fast verbummelt entspanntem Picking voll schöngeistiger Ornamente beginnt, gewinnt schnell an Fahrt durch Couplands leicht musicalhaften Gesang, bei dem die etwas heiser klingende Stimme und das Gesangstempo in steter Veränderung scheinen und sich nie mit sich selbst auf irgendeine Gleichförmigkeit einigen. Diesem krautig anmutenden Continuousstil gibt die Feierlichkeit und die trostreich anmutende Melodie auf Fountedakis Violine, deren Spiel ein Studium westlicher und vorderasiatischer Kunstmusik sowie ein Interesse an griechischer Rembetiko-Tradition zugrunde liegt, eine wirkungsvolle Unterfütterung, und ganz bald scheint alles zu einer untrennbaren Einheit verknüpft.

Die komplementäre Wirkung zwischen Couplands Gesang, der immer mal zwischen Falsett und tieferen Stimmlagen wechselt, seinem frei anmutenden Spiel auf Gitarre und keltische Harfe und dem oft etwas später einsetzenden feierlichen Geigenspiel zieht sich durch weite Teile dieses halben Releases. Dennoch haben die einzelnen Stücke alle ihre eigenen Wesenszüge. “Congratulations”, in welchem der Sänger seinen 30. Geburtstag feiert, startet mit leichter Perkussion und einer hoffnungsfrohen Atmosphäre, und doch hat man das Gefühl, dass das Unsichere und Unbestimmbare immer um irgendwelche Ecken lugt, gleichwohl ihm (und dem im Text besungenen Bösen) nicht das Feld überlassen wird. Während in “Blades of Glass” Stimme, Geige und Strumming gemeinsam eine heitere Beschwingtheit in etwas Drängendes überführen, dominiert in den folgenden Stücken eine nachdenkliche Schwermut.

Der Solist Matthews, der eine Reihe traditioneller Instrumente aus Wales und angrenzenden Regionen spielt und auch in Ensembles aktiv ist, interpretiert hier eine Sammlung traditioneller Lieder und Tanzstücke aus dem Süden und Westen seines Landes einzig auf der Blockflöte. Die getragenen und gleichsam tänzelnden Melodien seiner Songs mögen auf den ersten Eindruck einfach gestrickt sein. Tatsächlich entpuppen sie sich als ausgesprochen vielschichtig und wandlungsvoll. Mag das heitere in den meistens recht nahtlos ineinander übergehenden Stücken, die außerdem vom Klang des Atems begleitet werden, auch das Bild dominieren, so offenbaren die Melodien doch immer auch eine deutliche Ernsthaftigkeit, die an manchen Stellen etwas sakrales oder mystisches anzudeuten scheinen und kleine Assoziationen zu asiatischen Spielweisen oder einer völlig entrückten Anderswelt zulassen.

In dieser Offenheit schlägt Matthews Musik dann auch eine weitere Brücke zu dem Stücken des Duos. Da beide Acts schon einige Jahre aktiv sind, eignet sich das Tape dann auch bestens für einen Einstieg in ihre Musik. (U.S.)

Label: Betwixt & Between