THE BLACK SWAN TRIAD: Metamorphosis

Mit “Metamorphosis” schließen die von Grey Malkin, Ashtoreth, Menaleah und Vinlandsraud ins Leben gerufenen The Black Swan Triad ihre mit “Symbiosis” und “Maelstrom” begonnene Trilogie an Alben und, wenn man Gerüchten Glauben schenken muss, sogar ihre ganze Aktivität als Band ab. Im Zusammenhang mit dem letztgenannten Longplayer schrieb ich vor einigen Monaten, dass die Combo, “deren Musik zwischen dunkler, leicht abstrahierter Folksmusik, neoklassisch angehauchten Ambientklängen und tribaler Ekstatik changiert, immer an Formen der Veränderung und Transformation, am Verknüpfen von unterschiedlichen Dingen und am Aufbrechen des vermeintlich Homogenen interessiert ist”.

Wie der erneut wegweiserhafte Titel “Metamorphosis” schon nahelegt, ist dies auch auf dem neuen Album der Fall, und wenn man diese Aspekte in der Musik – auch im Versteckten – aufspürt, kann es ganz interessant sein, die beiden Zitate von Lord Dunsany und Arthur Machen in den Liner Notes (siehe Bandcamp) mit im Kopf zu behalten. Wenn die beiden Autoren fantastischer Geschichten darin von Mysterien voll versteckter, wundersamer Schönheit schreiben, von der vagen Ahnung alter Gesänge und ewiger Geheimnisse, von Wundern, die im Zwielicht unter der Oberfläche des verkrusteten Alltagslebens walten und warten, dann umschreiben sie darin nicht nur ihre eigene Poetik in a nutshell – sie benennen darin auch genau die Phänomene, die der Motor einer jeden wirklichen Verwandlung sind. Sicher ist es auch kein Zufall, dass in diesen Ausführungen der Frühling, die Jahreszeit, die die vielleicht spektakulärsten Verwandlungen überhaupt hervorbringt, genannt wird.

Um Unterschwelliges geht es auch in dem ersten der Stücke, und das nicht nur im Titel “The Old Gods Sleep Beneath These Fields”, denn schon im ambienten Auftakt des Openers mit seinen gehauchten Stimmen ist es ein merkwürdig subtiles Kratzen, das den Song auf den Kopf stellt und für Momente ein flamencoartiges Folkstück mit feurigem Takt entstehen lässt, das unterschwellig weiter wirkt, wie eine Schwellenerfahrung, wenn danach die schwebende Stimme einer Frau den Bogen zum Beginn schlägt. Hier ist sie jedoch Teil eines melierten Windrauschens, aus dem dröhnende Männerstimmen und zerfranste, schrammelnde Gitarren auftauchen wie ein geisterhafter Reigen am Firmament.

Auch das folgende “A Garland of Stars” ist ein sich ständig erneuernder Song, bei dem sich evokative Männerstimmen aus rituellem Gerassel schälen und den Weg bereiten für ekstatische Handdrums, die, wenn man seine Assoziationen spielen lässt, aus einem Dead Can Dance-Album der später 90er gefallen sein könnten. Nachdem sich das Stück im veschwommenen Flimmern aufgelöst hat, kommt es in den zwanzig Minuten des folgenden “The Lost Gardens of Pan” zu einigen der intensivsten und spannendsten Momente des Albums: Schon in dem anfänglichen Gesang, der von Glitzern begleitet immer wieder in verhuschtes Flüstern absinkt, macht sich eine unterschwellige Spannung bemerkbar, die etwas Großes andeutet, das noch im Entstehen ist und sich Zeit lässt, durch halbversteckte Melodien gleitet, durch evokatives Gitarrenpicking und all dies nur kurz berührt, wie kleine Ecken in Pans Garten, die das müde Auge des Betrachters im Vorbeihuschen nur streift. Und wenn man denkt, das Stück verliert sich vollends in zunächst griechisch anmutendem, dann eher orientalischem Saitenspiel, kommt es tatsächlich zu einem kleinen Ausbruch rauer Gitarren und gemischter Chöre, angefeuert durch kraftvolles Beckenrasseln. Danach, freilich, geht der Weg weiter durch diesen Irrgarten seltsamer Lüste.

“One Thousand Silver Birds Fly From A Tear In The Universe”, das das Thema der Transformation (und der immer wie selbstverständlich mitschwingenden Psychedelik) einmal mehr buchstäblich in Erinnerung ruft, lässt das Album gegen Ende durch einen schwindelnd hochtönenden Gegenzoom langsam ausklingen. Bis dahin zeigen aber monumentale Trommelfeuer, entrückter weiblicher Gesang, feierliche Bläser und tosende Winde, was alles in der Triade des schwarzen Schwans steckt – und wie schade es wäre, wenn auf diese opulente Musik kein weiteres Kapitel mehr folgen würde. (U.S.)

Label: Reverb Worship