In den Liner Notes zu “Your Soft Absence” schreibt Paw Grabowski, der Mann hinter dem Namen øjeRum, dass den drei Stücken des Albums “die Sehnsucht nach einem Kindheitsgefühl, einem Gefühl unbewussten Staunens” zugrunde liegt, einem Gefühl, das in flüchtigen Erinnerungen aufflackert und immer dann verschwindet, wenn man seiner habhaft werden will, und das sich an deutlichsten in einer gewissen Entfernung, vielleicht sogar im paradoxen Zustand seiner Abwesenheit zeigt. In diesem Zusammenhang wundert es dann kaum, das die Musik, die der dänische Künstler und Musiker primär aus bearbeiteten Sinuswellen und gesampelten Blasinstrumenten geschaffen hat, zu seinen subtilsten und feinsinnigsten Arbeiten zählt.
Diesen Zug offenbart die Musik bereits in den ersten Minuten des viertelstündigen Openers “Portrait Of The Green Twilight”, in dessen zwielichtigem Dröhnen ein helles, schnelle Intervalle durch den Raum jagendes Vibrato am Werk ist, das man allerdings kaum ausmachen kann unter den langsameren, ebenfalls wellenförmigen Tonfolgen. Ein melancholisches Bimmeln wagt sich für Momente in die Nähe der Wahrnehmungsgrenze, und wenn sich das Ohr aus der Distanz, aus der all dies relativ homogen erscheint, näher ans Geschehen heranwagt, fallen immer mehr halbversteckte Details auf: anmutige Flöten, die Kreisbewegung einer gesampleten Orgel, tropfendes Nass, und immer wieder scheint sich etwas Undefinierbares aus dem Flus der Klänge zu lösen und in eine andere Richtung abzubiegen, bis es sich irgendwann verliert. Zoomt man noch näher heran, scheint alles nie da gewesen zu sein.
Das folgende “The Breath Wavers From The Earth’s Ear” scheint insgesamt konturierter zu sein, die pfeifenden Einsprengsel exaltierter, die Kanten einzelner Details deutlicher, und alles hält dem aufmerksamen Hörvorgang eher stand, wobei man natürlich betonen sollte, dass man eine immer noch subtile Komposition mit einer noch flüchtigeren vergleicht. “Tomorrow We Commemorate The Falling Leaves” sticht v.a. durch seine Entrücktheit hervor, die sich beispielsweise in den subtil aufgewühlten Hochtönern offenbart, die man zwischen den feierlichen, an Waldhörner erinnernden Sounds und in der eher ruhigen Grundstruktur der Komposition ausmachen kann, wobei man schon tief in die Musik eintauchen sollte, um die ganze Tragweite dessen zu spüren.
In all dem scheint øjeRum immer wieder kleine Fragezeichen in die Luft zu malen, kurz und flickernd, so dass nichts daran von der subtilen Sogwirkung der Musik ablenken könnte. All dies gilt auch für das kommende “Softer Than Before”, das wohl Aufnahmen der gleichen Session enthält und in einigen Wochen veröffentlicht wird. (U.S.)
Label: Room40