Auf die Finnin Joanna Karanka und ihr Soloprojekt Kuupuu wurden hierzulande viele während ihrer Tour mit Animal Collective aufmerksam. In ihrer Heimat allerdings war sie schon lange eine renommierte Musikerin und Teil einer lebendigen Community, in der Lofi-Acts wie The Anaksimandros, Lau Nau, Kukkiva Poliis, Avarus, Pylon, Paavoharju u.v.a. den vielleicht eigenwilligsten und offensten Folk seit der Incredible String Band improvisiert haben und dabei genau die Innovatoren waren, die viele seinerzeit unter den populären New Weird America-Acts sehen wollten.
Mittlerweile sind weite Teile dieser Szene in die unterschiedlichsten Richtungen diffundiert, manche wie Islaja machten sogar kleine Pop-Karrieren, und auch Joanna Karanka klingt heute weniger urig und definitiv elektronischer als in früheren Jahren.
Wenn es eines gibt, das sich Karanka über die Jahre bewahrt hat, dann ist es die launenhafte Verspieltheit, die auch auf „Plz Tell Me“ jeden der kurzen Tracks zu einem kleinen Irrgarten an Stimmungen, Genre-Elementen und abstrus anmutenden Richtungswechseln macht. Ungewöhnliche Verbindungen reichen sich die Klinke in die Hand: Rituelle Perkussion aus dem Fundus einer undefinierbaren Weltmusik verschmilzt mit gut produzierten Clubsounds, folkige Flöten spielen trunkene Melodien dazu und immer wieder übernimmt kindlicher, in unterschiedlichen Graden verfremdeter Gesang das Steuerrad. Mit diesem wird jedoch niemals eine eindeutige Richtung anvisiert: Ein versponnen-dröhnender Score und papierne Triphop-Rhythmen suggerieren später ein smoothes Ambiente, das durch entmenschlichte Gesangsspuren und elektrifizierte Vogelstimmen aber flugs ins Surreale entrückt wird.
Kuupuu probiert auf dem Album einiges aus – die räumlichen Dimensionen des Dub, Spielereien mit der Zeit in Form von rückwärts gespielten oder im Tempo ver-rückten Tonspuren sind nur ein kleiner Teil davon, ein wahrer Zoo aus durch zahlreiche Effekte gejagten Kühen, Vögeln und Fröschen gegen Ende vielleicht der markanteste. So etwas zu kollagieren, ohne dass es anstrengt, bedarf einer soliden Kunstfertigkeit, und diese muss man Karanka – neben ihrer quirligen Exzentrik – hier allemal attestieren. (A.Kaudaht)
Label: (K-RAA-K)³