Die italienishe Ausnahmeformation Camerata Mediolanense kündigt für den kommenden Sommer ein neues Album mit dem Titel “Atalanta Fugiens” an. Während die Gruppe in den vergangenen Jahren immer wieder Konzerte gegeben hat, ist der neue Longplayer das erste längere Lebenszeichen aus dem Studio seit dem 2017 erschienenen “Le Vergine Folli”. Im Unterschied zu diesem, bei dem der von insgesamt vier meist solo zu hörenden Stimmen getragene Gesang oft nur vom Klavier und dezenten Streichern begleitet wurde, baut “Atalanta Fugiens” wieder auf einer üppigeren und wechselhafteren Instrumentierung auf, in der Cembalo, Akkordeon, Perkussion, Chorgesang und einiges mehr zu Einsatz kommt und so auch eine Brücke zu den wuchtigeren, hymnenartigen Kompositionen früherer Arbeiten geschlagen wird.
Der Kern der Beteiligten ist von früheren Aufnahmen her einschlägig bekannt, in alphabetischer Reihenfolge sind dies Carmen D’Onofrio, Desiree Corapi, Chiara Rolando, Elena Previdi, Giancarlo Vighi, Manuel Aroldi, Marco Colombo und Trevor Ameisi – Musikerinnen und Musiker, die oftmals noch mit weiteren, ganz unterschiedlichen Projekten aktiv sind. Wie die meisten Aufnahmen der Formation folgt auch “Atalanta Fugiens” in seinen Motiven einem deutlich erkennbaren Konzept und greift auf ein historisches Thema zurück – namentlich auf das gleichnamige Buch des paracelsischen Arztes und Alchemisten Michael Maier aus dem Jahr 1617 mit zahlreichen Illustrationen des schweitzer Kupferstechers Matthäus Merian, das neben einem mythologisch-allegorischen Rahmen eine parabelhafte Theorie der rosenkreuzerischen Geistesschulung präsentierte. Unter den Stücken sind auch die bereits auf zahlreihen Konzerten erprobten “Rupe Cava”, “Victor Quadrupedum” und v.a. “Embryo Ventosa” zu finden, das längst zu einem heimlichen Favoriten vieler Fans geworden ist. Camerata Mediolanense, deren Name im latinisierten Italienisch soviel wie Kammermusiker aus Mailand bedeutet, bestehen seit den frühen 90ern und waren von Beginn an in zahlreiche Kulturkontexte der Region Mailand verwoben, die Bandbreite reicht vom
Conservatorio Giuseppe Verdi, an welchem Gründerin Elena Previdi forscht und lehrt und auch einíge weitere Mitglieder ihre Ausbildung erhalten haben, bis zu den Postpunk- und Experimentalmusikszenen weit über die Lombardei hinaus. Entsprechend vielgestaltig ist ihr stilistisches Spektrum, welches Musik der Renaissance und des Barock mit Populärmusik des 20. Jahrhunderts, Filmmusik und Einflüssen zeitgenössischer Subkulturen verbindet. Das in vielen ihrer Songs zu findende Zusammenspiel von wunderschönen Sopranstimmen und reißerischen Drums zählt zu ihren Markenzeichen. Das Album erscheint in verschiedenen Formaten beim Prophecy-Ableger Auerbach Tonträger, live werden sie das Material u.a. über Pflingsten gleich zweimal beim WGT in Leipzig vorstellen.