ANDREA DE WITT: s/t

Für alle, die in den vergangenen Jahren die Veröffentlichungen des Berliner Labels Undogmatisch verfolgt und rezepiert haben, ist der Name Andrea de Witt keineswegs ein unbekannter, wirkte der Producer doch an vielen gemeinsamen Alben mit Mirco Magnani und auch an dem groß angelegten alchemistisch ausgerichteten Gemeinschaftsprojekt “Magnum Opus Collectio Series” mit. Mit der vorliegenden selbstbetitelten Veröffentlichung, die gerade beim gleichen Haus erschienen ist, legt de Witt nun, lässt man eine EP seines früheren Projektes Clizia außen vor, sein erstes Solowerk vor.

Die Musik auf dem Album, die eher in spontanen Improvisationen zustande kam, ist dem Musiker zufolge so etwas wie eine tagebuchartige Dokumentation ihres eigenen Entstehungszeitraums. Die einzelnen, meist eher kurzen Stücke, benannt nach dem Datum ihre Entstehung, sollen auf wie auch immer abstrakte Weise die Gedanken und vielleicht auch Gemütsregungen des Künstlers während dieser Zeit wiedergeben. Mit dem Einsatz von Synthesizer, Drummachine, Piano und ein paar anderen elektronischen Geräten zur zeitlichen und klanglichen Bearbeitung des Materials entstand nun ein durchaus vielseitiges Werk, dessen Tracks aber gleichsam eine Aura des gewollt fragmentarischen, skizzenhaften anhaftet.

Eine subtile vibrierende Dröhnung, begleitet von leisem Knacken, eröffnet das Album. Irgendetwas scheint sich zu regen, kleine Richtungswechsel deuten sich an, und aus irgendeiner Ecke scheint auch eine menschliche, eventuell weibliche Stimme zu kommen, vielleicht aus einem Radio, das zufällig jemand eingeschaltet hat. Eine fast abwartend wirkende, bei genauerem Hinhören aber fragende und gespannte Stimmung verbreitet sich. In einigen der looplastigen Stücke lenken Rhythmen, mal leicht gebrochen, mal als tribbelnde Takte, die Aufmerksamkeit auf sich und kontrastieren an einigen Stellen mit sich langsam verändernden Synthie-Melodien, was interessante Narrative entstehen lässt, weitab von bloßem Gedudel.

Manche Stücke fokussieren sich eher auf rauschende oder wie leise gehauchte Sounds, die einen offenen weiten Raum durchdringen, bis dieser ganz plötzlich von gummihaftem Quietschen, das für Momente wie gesamplete Vögel oder elektrifizierte Zikaden wirken kann, durchdrungen wird. In manchen Momenten erscheint elektrisch aufgeladenes Flimmern wie ein ekstatischer Funkentanz. In einigen Tracks, die etwas herausstechen, steht das Piano, als Aufnahme eventuell rückwärts agespielt und noch anderweitig verfremdet, im Vordergrund und offenbart ein beeindruckendes Händchen für tolle Melodien.

Das Debüt ist kein laut lospolterndes Werk, viel eher eine dezente Schau an Möglichkeiten, die im Stil und Ideenfundus des Musikers angelegt sind, und macht so gespannt darauf, ob neben den Kollaborationen noch weitere Soloaufnahmen realisiert werden mögen. Zu wünschen wäre es. (A. Kaudaht)

Label: Undogmatisch