PΞB: Iamchainsaw

Das Tapedebüt “Iamchainsaw” der in Berlin ansässigen Band PΞB ist eine fiebrige, schweißtreibende Tour de Force, die sich jeder einfachen Kategorisierung entzieht. PΞB – das Duo bestehend aus dem Drummer und Klangbastler Ilia Gorovitz und der charismatischen Vokalistin Asja Skrinik – liefert eine brutale, kompromisslose Mischung aus Noise(-Rock) und allerlei verzerrten Anleihen des Industrial, des Punk und anderer “extremer” Musiksarten. Was ursprünglich als wütende Reaktion auf einen mehr als ungenügenden Zustand der Welt geboren wurde, ist zu einer hochpräzisen Lärmwaffe herangereift, welche die titelgebende Kettensäge fast wie eine ironische Anspielung aussehen lässt.

“Iamchainsaw” beginnt mit einem hektischen Intro, in dem Skrinik von Beginn an die Kontrolle übernimmt, ihre aufgewühlte Stimme wird von unregelmäßigen, metallenen Geräuschen begleitet, die wie Vorboten eines kommenden Sturms wirken. Die Stücke sind oft kurz und rhythmisch strukturiert, meist aber ohne sich dabei in klar konturierte Takte zu fügen – es bleibt das Gefühl, dass jederzeit etwas Explosives, Verheerendes losbrechen könnte. Zwischen den Tracks entfalten sich dröhnende Klangflächen, die das Album atmosphärisch verankern, bevor der nächste Ausbruch folgt.

Ein Höhepunkt sind dabei die aggressiven Shouts von Skrinik, die von unregelmäßigen Schlägen auf Metall und schließlich von erkennbaren Drums unterstützt werden. Die Tempowechsel und plötzlichen Brüche im Sound verleihen der Musik eine nervenaufreibende Unvorhersehbarkeit. Elektronische Effekte und noppenartige Unebenheiten schaffen eine dichte Textur, während Skriniks Stimme immer aggressiver auf den Plan tritt, bis sie schließlich in eine fast unerträgliche Vokalnoise-Orgie mündet. In einigen Momenten wagt sich das Album in doomindustrielle Gefilde, mit alptraumhaftem Rauschen und tastenden, fuchtelnden Sounds, die an unheilvolle Kreaturen erinnern, die darauf warten, sich zu offenbaren. Tracks mit Dark Ambient-Elementen bereiten diese bedrohlichen Ausbrüche oft vor – ein ruhiger, fast heimlicher Aufbau, der dann durchbrochen wird von dröhnenden Sounds, aggressiven Shouts und eruptivem Schlagzeugspiel. Immer wieder gibt es Stellen, an denen man ist, genau hinzuhören. Diese leisen, hantierenden Momente, in denen Skriniks Stimme halbversteckt hinter Geräuschwänden lauert, sind ebenso fesselnd wie die lauten Höhepunkte.

Zum Abschluss steigert sich die Verzerrung auf ein Maximum – es ist, als würde ein Schweißgerät auf die Sinne losgelassen. Der Schlusstrack überrascht mit beinahe strukturierten Elementen, die an den Entwurf eines New Metal-Stücks erinnern könnten, inklusive rhythmischer Beats und einer fast gesanglichen Vokalperformance. Insgesamt entfalten “Iamchainsaw” die Aura eines fiebrigen Alptraums – eine akustische Verkörperung von Zerstörung und Befreiung zugleich und in seiner unbarmherzigen Rohheit selbst redend alles andere als leicht verdaulich. (U.S.)

Label: Edelfaul Recordings