Sonus Autonomy: Neues mehrteiliges Werk von Ehsan Saboohi

Ehsan Saboohis neues Werk “Sonus Autonomy”, von dem bereits zwei Teile vorbestellbar sind, erscheint als fünfter Teil der Reihe “Politics-Aesthetics” bei Post Orientalism Music. In dieser Serie wird nicht vordergründig eine politische Botschaft vermittelt, sondern die latent politische Dimension des Ästhetischen untersucht. Mit “Sonus Autonomy I” richtet Saboohi den Fokus auf das Konzept der Autonomie, insbesondere auf die Autonomie des Klangs. Das Album, ein rezitatives Projekt, präsentiert einen dramatischen Monolog in mehreren Variationen, vorgetragen von Hubert Heathertoes in englischer Sprache. Dabei wird Sprache nicht als Mittel der Kommunikation, sondern als strukturelle Grundlage des Seins verstanden – ein Ansatz, der laut Begleittext an Heideggers “Reich des Seins” und Jacques Rancières “Logos” anknüpft. Jede Variation basiert auf einem Hauptthema und ist durch syllabische Systeme, mathematische Muster und symmetrische Anordnungen geprägt. Dieses komplexe Gefüge macht Sprache selbst zum musikalischen Medium, indem sie ihre eigene Arbitrarität und Missbrauchbarkeit hinterfragt. Der Sprecher wirft dabei existenzielle Fragen in den Raum und nutzt zugleich das Medium, dessen Freiheit er in Zweifel zieht. Durch die hörbaren, “metamedialen” Geräusche des Blätterns von Papier entsteht zudem eine körperliche Präsenz, die den diskursiven Charakter des Werks einmal mehr unterstreicht.

Vom Verfasser heißt es: “In diesem Projekt untersuche ich Konzepte wie ‘Die Sprachlichkeit der Sprache’, ‘Autonomie’ und ‘Selbst-klangliche Instrumente’ mit der Absicht, diese Themen über mehrere Folgen hinweg intensiv zu erforschen. Gegenwärtig arbeite ich am zweiten Band dieser Sammlung und werde daher die technischen und theoretischen Analysen für einen späteren Zeitpunkt belassen. Dieses Projekt markiert meine fünfte Zusammenarbeit mit Hubert Heathertoes, eine Partnerschaft, die für mich von großer Bedeutung ist. Seine Stimme war stets eine Quelle der Inspiration, und seine tiefgründigen und einzigartigen Interpretationen haben diese Werke nachhaltig geprägt. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Hubert Heathertoes aufrichtig für sein Vertrauen und seine unschätzbare Zusammenarbeit zu danken. Ebenso gilt mein tiefer Dank meinem geschätzten Kollegen Ali Balighi, der mit bemerkenswerter Präzision und Hingabe das Sounddesign und die Mastering-Arbeiten aller fünf Alben übernommen hat”. Mit seiner vielschichtigen Ästhetik und der intensiven Reflexion über die Autonomie der Sprache und des Klangs verspricht “Sonus Autonomy I” ein Werk von einzigartiger Tiefe zu werden. Die Veröffentlichung ist für den 27. Februar geplant.

Der zweite Teil dagegen ist soundorientiert und entspricht einem musikalischen Bühnenstück. Das Stück zeichnet sich durch eine minimalistische Ästhetik aus, bei welcher der Fokus auf autonom erzeugten Klängen, sogenannten “Self-Sounds”, liegt. Diese entstehen durch Frequenzinterferenzen und Feedback, ohne direkten menschlichen Eingriff. Das Bühnenbild ist laut Liner Notes schlicht gehalten: Zwei Stühle mit schallgedämmten Beinen stehen auf der Bühne, umgeben von Mikrofonen und Lautsprechern, deren Anzahl und Anordnung der “Regie-Komponist” individuell für jede Aufführung festlegt. Während der gesamten Aufführung bleibt die Beleuchtung gedämpft und konstant, bis sie am Ende allmählich erlischt. Zwei Performer stehen im Zentrum der Inszenierung. Ihre persönlichen Merkmale wie Geschlecht, Herkunft oder Sprache spielen keine Rolle. Sie betreten barfuß die Bühne, ausgestattet mit mindestens einem eingeschalteten Mobiltelefon. Vor ihrem Auftritt bleiben alle technischen Geräte wie Mikrofone, Lautsprecher und Mixer ausgeschaltet. Erst mit dem Betreten der Bühne werden diese eingeschaltet, und die Performer beginnen, über digitale Kommunikationsplattformen miteinander zu telefonieren. Dabei legen sie ihre Telefone auf Lautsprecher und erzeugen durch minimale Bewegungen oder Platzierungen der Geräte die “Self-Sounds”. Diese Klänge entwickeln sich unabhängig und ohne bewusste Manipulation durch die Performer. Während der etwa 20- bis 30-minütigen Aufführung bewegen sich die Performer lautlos auf der Bühne, wobei sie keine sichtbare Reaktion auf die entstehenden Klänge zeigen. Die Performance endet, wenn alle Telefonverbindungen getrennt und sämtliche “Self-Sounds” verstummt sind. Mit dem allmählichen Erlöschen des Lichts wird die Bühne vollständig in Dunkelheit gehüllt, was den Abschluss des Werks markiert. Die Veröffentlichung des zweiten Teils ist für Anfang März vorgesehen.