XXENA AND DBPIT: White Stories Of Black Whales

Viele selbst gelungene multimediale Arbeiten mit Bild und Sound wirken schon deshalb zusammengepappt, weil einfach vieles immer irgendwie passt, und in den Fällen, in denen ein spontaner Jam-Charakter vorliegt, kann auch noch mal so einiges schief gehen, wenn die Beteiligten lediglich ihrem Egotrip folgen. Arianna Degni und Flavio Rivabella alias Xxena und DBPIT sind derart auf einander eingestimmt, dass sie sich immer den entsprechenden Raum geben, der für einen echten Dialog nötig ist. So gesehen ist es beinahe konsequent, dass die beiden in ihrer neuesten Arbeit den Rezipienten ebenso frei mit einbeziehen und auch im Zusammenspiel Mut zur Fragmentierung zeigen.

Bei ihren gemeinsamen Performances reagieren die beiden spontan aufeinander, er entwirft mit seinem elektronichen Equipment noisige und ambiente Soundracks – immer mal wieder mit seiner Trompete als Sahnehäubchen des Ganzen. Sie wiederum zeichnet seriell und in steter Variation Fische, Quallen und andere Kreaturen des Meeres, und stets ist der Lauf der Musik und des action painting sehr stimmig aufeinander bezogen. Dabei ergibt es sich oft erst spontan, wer von beiden quasi “führt”. Auf „White Stories Of Black Whales“ bekommen wir sozusagen ein fertiges Werk präsentiert, dass aus vier auf Tonpapier angefertigten Originalzeichnungen diesmal anderer maritimer Kreaturen, nämlich Walen, und einem Soundtrack auf CDr besteht. Die Inspiration dazu haben die beiden sich bei einer Islandreise geholt, bei der sie die Tiere aus nächster Nähe betrachten konnten. Doch ganz fertig ist das kleine Werk keineswegs, denn Teile der Illustationen sind unbearbeitet gelassen und laden die Betrachter im Kinderbuchstil dazu ein, diese nach eigenen Vorstellungen zu vollenden. Die Illustrationen sind in XxeNas bekannt plastischem Stil gefertigt, der immer etwas an die Tierdarstellungen kanadischer Ureinwohner erinnert, man wittert in der Darstellung sich umarmender oder tanzender Meeresriesen einen feinsinnigen Humor, und erkennt darin v.a. auch die sichere Hand einer mit Layout erfahrenen Gestalterin.

Musikalisch führt Flavio, „Der bekannte postindustielle Trompeter“, uns einmal mehr in eine symbolische Welt jenseits des festen Grundes, der stets astronomisch oder eben maritim konnotiert ist, und bei den meist flächigen Sounds, die zu hypnotisch, streckenweise aber auch zu sperrig sind, um als reiner Ambient zu gelten, mag man partiell an Lawrence English denken. Sehr gleitend anfangs, kann „Her Majesty“ im grobkörnigen Grund und den soundtrackartigen Trompeten bereits das Erhabene einfangen. Diverse Klänge tauchen auf und verschwimmen kurz miteinander, um nach einiger Zeit wieder Raum zu geben für weitere Details, in denen sich Friedvolles und Bedrohliches, warm klingendes und Metallenes, Harmonie und Spannung, Flächensounds und pulsierende Rhythmen die Hand reichen. Vielleicht am Beeidruckendsten sind die hypnotisch auf- und abebbenden Synthiewellen, die das aus nächster Nähe aufgenommene Rumoren der Wale begleiten.

Zu erwerben sind die handgemachten Exemplare des kleinen Juwels über Bandcamp, Discogs oder gattoalieno@gmail.com. Gerüchten zufolge solles demnächst noch ein weiteres Lebenszeichen des Duos geben. (U.S.)

Label: Dischi Gatto Alieno