Joana Gama und Luís Fernandes, die schon seit ein paar Jahren mit ihrem Projekt Quest elektroakustische Klänge produzieren, haben mit „At the Still Point of the Turning World“ nun ihr erstes Album unter ihren eigenen Namen herausgebracht – zusammen mit einer Reihe an klassischen Musikern, die mit Streicher- und Bläserparts einen Kontrapunkt setzen, der sich nie ganz im Gesamtbild der Musik auflöst, sondern über weite Strecken eine unbestimmte, an subtile Filmmusik erinnernde Spannung wahrt.
Der Rahmen, den Gama und Fernandes bereitstellen, hat etwas Skeletthaftes: statisch wirkende, in Wirklichkeit aber immer leicht unregelmäßige Paukenschläge in unterschiedlichem Tempo, das mal an fragile Herzschläge, mal an Gummibälle, mal an schnelle, hektisch fliehende Schritte erinnert; dann minimale Tonfolgen auf dem Klavier, mitteltiefe Tupfer, die stimmungsvolle Auftakte bilden oder ein Stück ruhig ausklingen lassen. In diesen von der zeitlichen Struktur her – vom jeweiligen Tempo, von der Dauer einer Passage – nur schwer greifbaren Rahmen dringen immer wieder die hektisch aufwühlenden oder tief melancholischen Sätze der Geigen und Bläser, schaffen im Nu Illusionen von Bewegung oder Stillstand und nicht selten eine Spannung, die jedem Soundtrack zur Ehre gereichen würde.
Die beiden Künstler konzipierten das Werk in einer Phase, die stark von persönlichen Verlusterfahrungen geprägt war, und ähnlich wie T.S. Eliot in seinem Gedicht „Burnt Norton“, dem der Albumtitel entnommen ist, erkundeten sie mit ihrer Musik die zum Teil unerbittliche Determinierung der Zeit, aber auch die Möglichkeiten, ihr im Gebrauch von Tempo und Repetition und nicht zuletzt in der Erinnerung, zumindest im bescheidenen Rahmen zu trotzen. (A.Kaudaht)
Label: Room40