Lolita Terrorist Sounds ist das Projekt des in Berlin lebenden Neapolitaners Maurizio Vitale, dessen Wurzeln in den eher perkussiv ausgerichteten Randzonen zwischen Postpunk und Noise liegen, und auch wenn man seine Band, die er in wechselnden Konstellationen und gelegentlich auch mal allein betreibt, nicht unbedingt rubrizieren müsste, wäre eine solche Minimalverortung zumindest nicht irreführend.
Wichtiger als Genrebezüge sind bei Lolita Terrorist Sounds ohnehin Stimmung und Attitüde, denn erstere ist – auch wenn Vitale für die wuchtigen Rhythmen meist nur eine einzelne Trommel verwendet und der proklamatorische Gesang des Recken oft Volten von stabilem Bariton zu aggressiven Shouts vollzieht – äußerst mitreißend und letztere sowieso eine Wissenschaft für sich.
Wie viel Lust und wie viel selbstironische Komik steckt in einem Song wie “Shaved Girl”, wenn er dort mit brutaler Genüsslichkeit das Rasieren einer Porzellanprinzessin besingt? Wahrscheinlich von beidem etwas, erst recht wenn man sich ihn dabei im seinem Paisley-Jackett vorstellt. Der kraftvoll hämmernde, nervenzehrende Track mit den charismatischen Brüllvocals wurde 2016 im Kreuzberger Konzertsaal SO36 beim “Ich bin ein Berliner”-Festival aufgenommen und teilt sich die einseitig gepresste 12” mit dem rituellen “Curse”, dessen trunkener Wunsch nach Glück und Erfolg immer mehr in kakophonischen Noiserock übergeht und dort verbleibt, so dass auch hier alle Fragen offen bleiben.
Die zweite Seite schmückt eine eingravierte Illustration des Comic-Künstlers Reinhard Kleist, deren florale Lieblichkeit nicht nur eine gute Lolita Terrorist Sounds-Tätowieung abgeben würde, sondern auch perfekt zur schöngeistigen Brutalität des Release passt.
Label: Psychofon Records