Kave ist ein neu gegründetes Quartett bestehend aus Stian Westerhus, Max Lodenbauer, Samuel Rohrer und Tobias Freund, zwei Improv-Jazzer und zwei Größen tanzbarer Elektronik, die in der einen oder anderen Konstellation schon zusammen aufgetreten sind. Auf ihrem Debüt entpuppen sie sich schon nach den ersten Minuten als weit mehr als die Summe ihrer Teile und lassen eine Musik entstehen, die zerbrechliche Momente hat und die Hörer mit auf die Suche durch ein Traumszenario nimmt.
“Kave” beginnt gemächlich mit leicht summender Dröhnung und leitet eine schummerige Halbwelt ein, in der man mit Spannungsmomenten rechnen muss. Schon im Opener “Cambium”, der alle Andeutungsmomente eines guten Intros im Gepäck hat, erinnern kurze schrille Pfeifftöne an die Schrecknisse eines Giallo, der erste Teil des Doppeltracks “Hibernation” lässt heiseren Gesang über ein kerniges Fundament gleiten, mit dem er nie ganz zu einer Einheit verschmilzt.
Ist all der subtile Zwiespalt nur eine paranoide Projektion? Eine berechtigte Frage, doch beim kurzen funky Hit “Toxic Boy” mit seinem wuseligen Takt scheint alle Sorge ebenso verflogen wie der Eindruck, einem rein abstrakten Soundtrack zu lauschen. Im Clash aus unterschiedlichen Rhythmen, Beckenrauschen und flippigen Computerspielsounds in “Destination North” kehrt der diffuse Grundtenor des Albums jedoch schnell und mit wuchtigem Getöse zurück, nimmt eine getragenere Form an in “Divided we Fall”, in dem Westerhus eine erschöpfte Breitband-Moritat in Scott Walker-Manier singt.
Hier wie im Retrofuturismus des nach einer Roald Dahl-Geschichte benannten “Giant Peach” findet sich ein Rock’n'Roll-Element, das in all seinem subtilen Wechsel zwischen Spannung und schlafwandelnder Regression wie ein verhuschtes Zitat aus einer ungesehenen David Lynch-Serie anmutet. (A. Kaudaht)
Label: Arjuna Music