INVENTIONS: Continous Portrait

Unter dem schlichten und irgendwie auch programmatischen Namen Inventions widmen sich Matthew Robert Cooper, der seine größten Meriten bislang mit der Band Eluvium erspielte, und Mark T. Smith (Mitglied bei den bekannten Explosions in the Sky) ihrem gemeinsamen Interesse an eigenwilligen und zugleich äußerst feinsinnigen musikalischen Irrgärten, die auf den doppelten Böden akustischer und elektronischer Klänge gebaut sind. Fünf Jahre nach dem passend betitelten Erstling “Maze of Wood” präsentieren die beiden nun das zweite Resultat ihrer gemeinsamen Suche.

Auch wenn “Continuous Portrait” seine rhythmischen und stimmbasierten Seiten hat, bilden anheimelnde Klangflächen doch meist das Fundament – ein Fundament bei dem sich Pathos und Weite die Waage halten und im Zusammenspiel von Waberteppichen, Bimmeln und geschrammelten Gitattenakkorden bisweilen (“Hints and Omens”) fast an typischen Neofolk denken lassen. Dann (“Calico”, kein Townes van Zandt-Cover) überraschen verwehte, hintergründige Kinderchöre, die gerade aus einem alten Gialloscore gefallen sein könnte, den Umberto Lenzi für einen verschollenen Aldo Lado-Streifen gemacht hat – sie kehren wieder im abschließenden “Saw You in a Movie” und klingen da viel weniger kindlich, was nicht nur an dem unverblümten Spoken Words-Dialog liegt.

Monotonie wird subtil im Interesse ihrer hypnotischen Wirkung eingesetzt und ist v.a. eines nicht: trocken und gemütsarm. Gesamplete Sounds aus Wald, Feld und Zivilisation setzen das Ganze hörspielartig in Szene und erschaffen in Tracks wie “Continuous Portrait” eine oberflächlich betrachtet abstrakte, aber letztlich hochemotionale Heterotopie, bei der nur die verfremdeten Takte den Hörer vom kompletten Abrutschen in romantischen Eskapismus bewahren. Beschwingte Leichtfüßigkeit und sanfte Wehmut sind keine Gegensätze und kreieren zusammen ein zum Teil nur schwer greifbares Stimmungsgemisch, wie es einem Titel wie “Outlook for the Future” (der Song wurde bereits als Single herausgebracht) gut zu Gesicht steht.

Mit ins Kosmische entrückten Elektronikstücken wie “Spirit Refinement Exploder” erreichen Inventions trotz halsbrecherischer Takte und dramatischer Streicherparts ihre größtmögliche Tiefe – denktman, doch die erneut ungemein besänftigende Melodie in “The Warmer the Welcome” mit ihrem asiatischen Touch steht dem in nichts nach. (A.Kaudaht)

Label: Temporary Residence