Mombu hatten bereits letzten Sommer debütiert und wurden in der Zwischenzeit von einigen als die Jazzcore-Hoffnung des neuen Jahrzehnts gefeiert. Mombu? Richtig, hierzulande hat man von der Begeisterung noch nicht allzuviel Wind bekommen, zumal es sich auch weniger um einen Hype, als mehr um ein Raunen in Spezialistenkreisen handelte. Mombu ist ein in Rom ansässiges Duo, bestehend aus dem Saxophonisten Luca T. Mai und dem Drummer Antonio Zitarelli, die sich bereits in bekannteren Gruppen (Zu, Neo) einen Namen gemacht haben. “Zombi” ist nicht ihr zweites Album, sondern eine im Tracklisting leicht erweiterte Neuauflage ihres Erstlings. Ich unterstelle mal keine bösen Absichten.
In diversen Foren wurden zum Teil abenteuerliche Kategorisierungsversuche unternommen, vom Geist John Coltranes war irgendwo die Rede, eingesperrt in ein Studio zusammen mit dem Drummer von NoMeansNo. Luca T. Mai spielt allerdings nicht Tenor-, sondern Baritonsax, dazu kommt, dass sein Spiel nur in bestimmten, genau abgemessenen Momenten die völlig entfesselte Formlosigkeit eines Jazzklassikers wie “Stellar Regions” aufweist. Über viele Strecken wirkt sein Spiel durchaus mehr komponiert als improvisiert, was nichts über den Entstehungsprozess seiner Parts aussagen muss, sondern auf die Liebe zu Formen und Figuren zurückgeht, die seinem Spiel Struktur und durch einen gewissen Hang zum Brachialen auch eine Menge derben Humor verleiht. Von NoMeansNo hätte die Rhythmussektion v.a. die Funkyness und die von vielen effektvollen Brüchen geprägten Crossoverbeats.
„Stutterer Ancestor“ fasst die typischen Merkmale des Mombu-Sound zusammen, hämmernde und stakkatohafte Rhythmen mit vielen Tempowechseln treffen auf Momente des reinen Chaos, verspielter Bläsereinsatz auf solchen, bei dem das Instrument als sirenenartige Geräuschquelle fungiert. Bei „Orichas“ scheint das Saxophon für Momente wie selbstverständlich ein Rockinstrumentarium zu imitieren, bongoartige Perkussion kommt hinzu, die bei weiteren Stücken (vor allem dem bisher unveröffentlichten Titeltrack) eine fiebrige Voodoo-Atmosphäre beschwören. Bei „Radà“, das sich erst mit der Zeit Stück für Stück entfaltet, legen die beiden sogar ihren Minimalismus offen auf den Tisch, der sonst über weite Strecken durch die Intensität und Wandlungsfähigkeit des Spiels kompensiert wird.
Ich würde Mombu trotz allem nicht primär wegen ihrer Virtuosität hervorheben, sondern eher aufgrund ihrer Intensität, die mit einer erdigen und unverquasten Street Credibility daherkommt, die so gar nichts mit dem Schreckbild des gelackten Jazz Snobs gemein hat. So ist auch das Artwork, das sich ebenso gut als Logo einer unkonventionellen Tiki-Bar oder einer Grindcore-Band eignen würde, kein Gag, sondern stimmig und konsequent. „Zombi“ erscheint als Vinyl mit beigelegter CD in begrenzter Stückzahl sowie langfristig als Download. Ich bin gespannt, ob Mombu sich als feste Band etablieren werden, außerdem ob Luca auch bei der schon länger angekündigten CD von ZU93 dabei sein und David Tibet mit seinem Saxophon begleiten wird.
Label: Subsound Records