JOANNA NEWSOM: Divers

Über Joanna Newsom konnte man sich in der Zeit ihres großen Durchbruchs vortrefflich streiten. Da gab es die mit starker Folkidentifikation, die nicht einmal Puristen sein mussten, aber Fräulein Newsom ihre Popularität unter den Spexlesern übelnahmen. Jedes hybride Stilelement kam ihnen zu gefällig vor und hatte für sie den Beigeschmack von Ausverkauf und Hipstertum. Dann waren da aber auch jene Spexleser selbst sowie ihre schreibenden Stichwortgeber, die in Joanna schon deshalb ein Wunderkind sehen wollten, weil sie ihre folkig grundierten Songs mit allerlei stilfremden alten und neuen Weiterlesen

ANNA CALVI: Strange Weather

Unter den Newcomern des laufenden Jahrzehnts belegt die Britin Anna Calvi einen der renommiertesten Plätze, ihr Debüt bescherte ihr zahlreiche Fans und gute Kritiken. Dass alte Recken wie David Byrne und Nick Cave ihrem Zauber erlagen und entsprechend Starthilfe gaben, wurde fast immer als verdient erachtet, selten wurde über Beziehungen und Patronage geunkt. In der Tat sind ihre Songs, die meist auf gezupften E-Gitarren oder Harmonium basieren, auf eine nur schwer festzulegende Weise geheimnisvoll und zugleich enorm wuchtig. Und auch wenn man sie nicht als Callas an der Gitarre bezeichnen muss, ist die Frau mit der wandlungsfähigen Stimme Weiterlesen

ANTONY AND THE JOHNSONS: Cut The World

Die Vorstellung, dass unsere moderne Kultur von einer patriarchalen Denk- und Lebensweise geprägt ist, geht mindestens bis ins 19. Jahrhundert zurück und begleitet alle technokratischen Errungenschaften und ihre Schattenseiten als ein untilgbares Korrektiv. Das Anliegen dahinter ist keinesfalls bescheiden, will man doch dem phallogozentischen Denken (Derrida) eine feminine Sprache und je nach Credo auch Spiritualität nicht nur an die Seite stellen. Weiterlesen