DRUHÁ SMRT: Dialectic of Thorn

Subtile Droneschichten, durchmischt mit einem mysteriösen Bimmeln, eröffnen eine spannungsgeladene Klanglandschaft, in die anrührende Streicher recht bald eine wehmütige Note einbringen. “The Effigy”, der Opener von Druhá Smrts “Dialectic of Thorn”, wirkt zunächst wie der Score eines Hörspiels, in welchem Geräusche, die wie Schritte anmuten, aber wohl auf rückwärts eingespielte Details zurückgehen, ein rätselhaftes Ambiente schaffen. Doch dann drängen schwere, rhythmische Gitarrenwellen in den Vordergrund, begleitet von verfremdetem, mehrstimmigem Sprechgesang. Die Stimmen von Jindřich Spilka und Lucie Spilková entfaltet dabei eine rohe, fast unheimliche Präsenz.

Das vor einigen Monaten bereits erschienene “Dialectic of Thorn” ist die zwölfte Veröffentlichung des tschechischen Duos und präsentiert sich einmal mehr als intensiver, ritualistisch-dunkler Klangtrip. Die in den zurückliegenden Jahren verfolgte Anreicherung ihres ambienten Sounds mit doomig-schweren Elementen wird weiterverfogt, und auf diese Weise vereinen die beiden in drei jeweils gut zehnminütigen Stücken ihre Kunst zu einer dichten, atmosphärischen Erfahrung. Die thematische Grundlage des Albums speist sich auch aus philosophischen und okkulten Einflüssen, die Liner Notes nennen die Autoren Peter Hamilton-Giles und Ian C. Edwards, und beschreibt den Übergang der Geschichte in eine neue, mysteriöse Ära.

Nach einigen Minuten ist man bei entsprechender Aufmerksamkeit vollends in eine im Entstehen begriffene Welt gezogen, in der es – trotz Momenten vermeintlicher Statik – keinen Stillstand zu geben scheint. Der eröffnende Track spielt durchgehend mit Brüchen und Überraschungen, springt zwischen schweren, geerdeten Passagen und kurzen, romantisch-soundtrackartigen Binneninterludien. Schließlich schlägt der Gesang ins Grummelige, fast Growlende um, bevor das Stück infernalisch ausklingt. “Alogos” wirkt im Vergleich dynamischer und aufgewühlter. Der Beginn deutet eine doomige, schleppende Stimmung an, die Gitarre und der Gesang steigern sich allmählich, ehe sie zerfasern und einer entrückten, ätherischen Atmosphäre weichen. Hauchender Sprechgesang bringt eine fragile und gleichsam eindringliche Komponente ein, und irgendwann spürt man deutlich, dass die Platte, wie schon im Begleittext erwähnt, als zusammenhängende Einheit verstanden werden sollte.

“Sorcerous Dasein” beschließt das Album mit einer erneut feierlichen Grundstimmung. Streicher eröffnen das Stück mit einem erhabenen, beschwörenden Klang, Lucies Stimme tritt hier besonders in den Vordergrund und verleiht der Rezitation eine rituelle Qualität, die ihre feierliche Intensität auch in den etwas zerfledderten Passagen aufrecht erhält. Auf diese Art besticht das Album durch seine stringente und doch immer wieder überraschende Struktur und offenbart sich als Werk, das gleichsam Tiefe und verstörende Kraft besitzt. Für die, die bereit sind, sich auf den “crooked path” einzulassen, ist “Dialectic of Thorn” ein eindringliches Erlebnis. (U.S.)

Label: Sombre Sonics