Gerade erscheint mit “Kalpa” das neue Album der Stockholmer Formation Kommun bei Thanatosis als CD und Download. Das von Gitarrist Finn Loxbo initiierte Ensemble erweitert auf “Kalpa” seinen ursprünglich quartettbasierten Ansatz um zwei zentrale Stimmen: Anna Lindal (Violine) und Leo Svensson Sander (Cello) stoßen neu zur Gruppe und bereichern deren klangliches Gefüge um zusätzliche Schichten. Kommun arbeitet an der Schnittstelle von Kollektiv und Einzelstimme und weisen auch Aspekten er Zeitlichkeit ihre Bedeutung zu, was sich eventuell auch in der Titelwahl (“Kalpa” ist das Sanskritwort für “Zeitalter”). Improvisation ist dabei laut Label kein Ausdruck individueller Freiheit, sondern ein gemeinsamer Prozess, bei dem jede Stimme eine gleichranginge und klar umrissene Bedeutung trägt. 
Die Musik bewegt sich dabei, wie es ferner heißt, in einer Art gedehntem Jetzt: zirkulär, ständig in Bewegung und ohne ein lineares Fortschreiten zu behaupten. Diese Haltung schlägt sich auch in der Art nieder, wie musikalisches Material entsteht – als gemeinschaftlich geformte, über das gesamte Ensemble verteilte Phrasen, die sich falten, wiederkehren und neu formieren. Im Vergleich zum Vorgänger “Ephemeralds” (2023, Fönstret/Edition Festival) verdichtet “Kalpa” die formale Arbeit weiter. Die neue Besetzung öffnet den Raum für komplexere Interaktionen zwischen den Instrumenten: akustische Stahlsaitengitarre, Klavier, Kontrabass, Violine, Cello und Schlagzeug. Die Auseinandersetzung mit mikrotonalen Strukturen bleibt ein zentrales Element, ebenso die genaue Auslotung von Klang, Stille und Resonanzräumen. Die Beteiligten zählen durchweg zu den markanten Stimmen der freien und zeitgenössischen Musik in Schweden, darunter Lisa Ullén (Klavier), Vilhelm Bromander (Kontrabass) und Ryan Packard (Schlagzeug). In ihrer Unterschiedlichkeit finden sie auf “Kalpa” zu einem kollektiven Ausdruck. Das Cover zeigt ein monochromisiertes Porträt von Carina Ari aus der Produktion “Chopin” (Dansmuseet, CC BY 4.0).